Stadt Essen lehnt Ditib als Jugendhilfeträger ab

Der umstrittene Islamverband Ditib darf in Essen nicht Träger der Jugendhilfe werden. Die Stadt Essen hat dem Verein in Altendorf eine Absage erteilt – weil er sich als nicht vertrauenswürdig erwies.

Der umstrittene Islamverband Ditib darf in Essen nicht Träger der Jugendhilfe werden. Einen entsprechenden Antrag der Gemeinde in Altendorf hat die Stadt gestoppt. Wie die „WAZ“ berichtet, gab es gleich mehrere große Bedenken, die der Verein nicht aus dem Weg räumen konnte. Unter anderem wollte der Verband weder zu der Vereinsarbeit noch zu seiner politischen Ausrichtung klare Angaben machen.

Die Ditib-Gemeinde in Essen-Altendorf hatte im vergangenen Dezember einen Antrag gestellt, als Jugendhilfeträger anerkannt zu werden. So wollte der Verein auch Jugendlichen Angebote machen können. Nach teils scharfer Kritik hatte der Jugendhilfeausschuss das Anerkennungsverfahren zunächst vertagt, um offene Fragen zur Haltung des Verbands zu klären. Es ging um Themen wie Toleranz, Zusammenleben der Religionen und Gleichberechtigung - aber auch um eine mögliche Abhängigkeit von türkischen Regierungsstellen.

Die Kritik kam von einem Bündnis aus 32 Organisationen, darunter Pro Asyl und verschiedene kurdische Vereine. Sie warfen der Essener Ditib vor, gegen Andersdenkende und Minderheiten zu hetzen. Zudem gehöre der Verein zum Dachverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religionen e.V. in Köln (Ditib).

„Auch wenn sich Ditib als vermeintlich unabhängig und staatsfern gibt, bleibt sie nach wie vor ein vom Erdogan-Regime abhängiger Verein, der im Sinne dieser Regierung handelt“, hieß es damals. So werden Imame in Deutschland vom Präsidium für Religionsangelegenheiten (Diyanet), einer dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellten Behörde, entsandt und bezahlt. Damit unterstehen die hiesigen Gemeinden der Leitung, Kontrolle und Aufsicht des Erdogan-Regimes. „Ditib-Imame haben im Auftrag der türkischen Regierung nachweislich Menschen in Deutschland ausspioniert und nach Ankara gemeldet“, argumentierte die Linke im Rat.

Auch die Grünen äußerten Bedenken bezüglich der religiösen Ausrichtung des Vereins. Sandra Schumacher vom Jugendhilfeausschuss kritisierte unter anderem die Vereins-Religionsbücher und die darin vermittelten Werte. Selbst äußerte sich Ditib, der Verein wolle das Zusammenleben mit Menschen, die unterschiedlichen Religionen angehören, unterstützten. Doch das erschien unter den gegebenen Umständen äußerst fraglich.

Dass die Stadt Essen den Islamverband in Altendorf nun doch nicht als Träger der freien Jugendhilfe zulässt, stößt auf breite Zustimmung. „Wir begrüßen die Entscheidung der Stadt Essen“, sagte Civan Akbulut, der im Integrationsrat der Stadt Essen sitzt und für das Bündnis aus 32 Vereinen spricht. „Dass die Ditib den Dialog abbrach und Fragen der Stadt unbeantwortet ließ, bestätigt unser Engagement und bekräftigt unser Anliegen“, so Akbulut.