„Sprechen wir über die Kinder in Rojava“

Der türkische Besatzungskrieg in Nordsyrien dauert seit dem 9. Oktober an. In den deutschen Medien wird kaum noch über die Ereignisse vor Ort berichtet. In Berlin haben Aktivist*innen an die Schutzlosesten dieses Krieges erinnert.

Berliner Aktivist*innen des Städtepartnerschaftsvereins Friedrichshain-Kreuzberg - Dêrik, der Kampagne „Women Defend Rojava“, des kurdischen Frauenrats Dest-Dan und der freien Schule Kreuzberg haben mit einem kreativen Protest den Kindern gedacht, die Opfer des türkischen Besatzungskrieges in Nord- und Ostsyrien geworden sind. Gegenüber des Breitscheidplatzes stellten die Teilnehmer*innen Kinderschuhe aus, um sichtbar zu machen, wer die schutzlosesten Opfer eines völkerrechtswidrigen Krieges sind, der längst aus der medialen Öffentlichkeit in Deutschland verschwunden ist. Interessierte Passant*innen wurden mit Flugblättern über die Folgen des Krieges der Türkei und ihrer dschihadistischen Partner informiert.

Mit folgenden Worten erklärte Gisela Rhein vom Städtepartnerschaftsvereins Friedrichshain-Kreuzberg – Dêrik, weshalb der Krieg in Nord- und Ostsyrien nicht aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden darf: „Seit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Verbündeten im Oktober 2019 leidet die Zivilbevölkerung schrecklich unter Gewalt und Vertreibung. Die türkischen Streitkräfte und eine Koalition von türkisch unterstützten syrischen  bewaffneten Gruppen haben während der Offensive in Nord- und Ostsyrien eine schändliche Missachtung des Lebens von Zivilist*innen an den Tag gelegt, indem sie schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen begangen haben. Diese Verbrechen schließen Massenhinrichtungen, illegale Angriffe bei denen Zivilist*innen getötet und verletzt wurden und werden ein.

Zivilbevölkerung, Zivilist*innen - das heißt auch Kinder!

Flucht, Vertreibung, Angst, Verletzungen und Tod – darunter leiden immer vor allem die Kinder, die im Krieg die Schwächsten, die Ausgeliefertesten sind.

In einem Bericht von Amnesty International wird ein Mitarbeiter des Kurdischen Roten Halbmonds zitiert, der den Einschlag von türkischen Bomben neben einer Schule in Saliye beschreibt:

‚Alles geschah so schnell. Insgesamt gab es sechs Verletzte und vier Tote, darunter zwei Kinder. Ich konnte nicht sagen, ob es Mädchen oder Jungen waren, da ihre Leichen schwarz waren. Sie sahen aus wie Holzkohle.‘

Der Bericht eines anderen Mitarbeiters des Kurdischen Roten Halbmonds, der versuchte Kindern zu helfen, die beim Spielen von einer Mörsergranate getroffen wurden, lautet:

‚Der Junge wurde an der Brust verletzt. Die Verletzung war schrecklich. Er hatte eine offene Wunde und konnte nicht atmen. Es sah aus, als hätte ein Stück Schrapnell seine Brust aufgerissen.‘

Immer wieder und wieder solche tödlichen Attacken auf Kinder! Auch am 2. Dezember 2019 in Tel Rifat, als acht Kinder von Mörsergranaten beim Spielen getötet wurden. Dort wo türkische Truppen und ihre dschihadistischen Verbündeten eindringen, die Bevölkerung vertreiben und kaltblütig morden, herrscht blanke Gewalt.

Die Familien, die versuchen mit ihren Kindern in ihrem Zuhause zu bleiben, werden terrorisiert, gefoltert und mit allen Mitteln zur Flucht gezwungen. Über 300.000 Binnenflüchtlinge versuchen in einem der überfüllten Lager Schutz zu suchen.  Sie sind dort vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Unter diesen Flüchtlingen sind circa 80.000 Kinder, die mit Angst, Gewalt und dem Verlust ihres Zuhauses überleben müssen. Denken wir an diese Kinder! Sprechen wir über diese Kinder!

Verabschieden wir uns von der Illusion eines angeblichen Waffenstillstandes in Rojava! Unterstützen Sie mit Ihrer politischen Stimme den Widerstand gegen das aggressive NATO-Mitglied Türkei.“