SOS-Kinderdörfer warnen vor Eskalation auf Lesbos

Die NGO SOS-Kinderdörfer warnt vor einer weiteren Eskalation der Lage auf Lesbos und fordert eine „sofortige, menschliche Lösung“ für die Lage auf der Ägäisinsel.

Die NGO SOS-Kinderdörfer ist auf Lesbos aktiv und warnt vor einer weiteren Eskalation der Lage auf der Ägäisinsel nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria. Popi Gkliva, Nothilfekoordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Griechenland, berichtet, dass weiterhin die Mehrheit der 12.600 ehemaligen Bewohner*innen von Moria obdachlos sind. Unter den Schutzsuchenden befinden sich 4.000 Kinder. Die Schutzsuchenden werden von den Städten durch massive Polizeieinsätze ferngehalten. Gkliva berichtet von Angriffen durch Bewohner*innen der Insel und fordert im Namen der Deeskalation auch Unterstützung für die 80.000 Einwohner*innen von Lesbos. Die Situation sei für beide Seiten unerträglich.

Kinder malen Bilder, wie sie von Anwohnern mit Steinen beworfen werden

Sie beschreibt die Situation deutlich mit den Worten: „Unsere Mitarbeiter wurden angegriffen und bedroht, ebenso wie Familien und Minderjährige. Die Flüchtlingskinder, die wir betreuen, sind völlig verstört. Einige haben Bilder gemalt, auf denen sie von griechischen Anwohnern mit Steinen beworfen werden. Aber auch die einheimischen Kinder sind verschreckt und trauen sich zum Teil nicht mehr auf die Straße.“

Versorgung der Geflüchteten oberstes Gebot

Gkliva weiter: „Die Geflüchteten sind am Ende ihrer Kräfte und oberstes Gebot ist es, die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Hygiene und Versorgung zu erfüllen. Gleichzeitig müssen auch die griechischen Bewohner der Insel wirtschaftliche und psychologische Unterstützung bekommen. Sie werden seit sieben Jahren mit der Situation alleingelassen und viele sind in existenzielle Not geraten.“ Insbesondere der Rückgang des Tourismus als Haupteinnahmequelle der Menschen auf Lesbos und die Corona-Krise breche „vielen Menschen das Genick“.

Die NGO fordert die Aufnahme zumindest eines Teils der Geflüchteten in anderen europäischen Staaten, während die Verbleibenden in die griechische Gesellschaft integriert werden müssten. Gkliva schließt mit den Worten: „Wir müssen endlich eine dauerhafte menschliche Lösung finden – und zwar jetzt.“