Solidarität mit Şengal in Berlin

Auch in Berlin ist heute gegen die geplante Auflösung der autonomen Sicherheitskräfte des ezidischen Siedlungsgebiets Şengal protestiert worden.

In Berlin haben sich am Abend dutzende Menschen zu einer spontanen Solidaritätskundgebung für Şengal am Alexanderplatz versammelt. Anlass war die Anordnung der irakischen Regierung, die autonomen Verteidigungskräfte in dem ezidischen Siedlungsgebiet aus der Stadt abzuziehen. Der Demokratische Autonomierat Şengal (Meclîsa Xweseriya Demokratîk a Şengalê, MXDŞ) hatte am Mittwoch eine Krisensitzung einberufen und zum Protest aufgerufen. Die Ezidinnen und Eziden in Şengal lehnen es ab, ihre nach dem IS-Genozid von 2014 aufgebauten Strukturen der Selbstverwaltung und Selbstverteidigung aufzugeben.

Gut fünfzig Personen beteiligten sich an dem Protest am Alexanderplatz. Auf Transparenten standen mit Verweis auf den auf Druck der USA und der Türkei zwischen der südkurdischen Autonomieregierung in Hewlêr (Erbil) und der irakischen Zentralregierung in Bagdad geschlossenen Vertrag Aussagen wie „Die PDK ist der verlängerte Arm von Erdoğan“ und „Das Abkommen von Erbil und Bagdad ist ein weiterer Verrat an den Eziden“. Das Abkommen zur Zukunft Şengals war im vergangenen Oktober über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg unter UN-Aufsicht geschlossen worden. Seitdem finden in Şengal sowie in der ezidischen Diaspora Proteste dagegen statt.

Ezidische Abordnung spricht mit irakischem Militär

In Şengal selbst gab es am Donnerstag ebenfalls eine Demonstration gegen die Auflösung der autonomen Sicherheitskräfte. Im Anschluss fand ein Gespräch zwischen einer ezidischen Abordnung und irakischen Militärbeauftragten statt. Dabei wurde erneut eingefordert, dass der Willen der Bevölkerung von Şengal berücksichtigt werden muss. Die Forderung nach lokaler Selbstverwaltung wurde auch schriftlich überreicht. Die irakischen Militärbeauftragten sagten der Delegation zu, dass das Schreiben nach Bagdad übermittelt wird.