Sea-Eye erstattet Strafanzeige gegen AfD-Politiker

Die Rettungsorganisation Sea-Eye hat Strafanzeige gegen einen Berliner AfD-Politiker erstattet. Der Rechtspopulist verbreitete die Behauptung, die Crew der „Alan Kurdi“ könne Mitverantwortung für den Tod der Terroropfer von Nizza tragen.

Die Regensburger Seerettungsorganisation Sea-Eye hat Anzeige gegen den AfD-Politiker Georg Pazderski erstattet. Zuvor verbreitete der Berliner Rechtspopulist, dass die Crew der „Alan Kurdi“ Mitverantwortung für den Tod der Terroropfer von Nizza tragen könnte. In seiner Erklärung auf Facebook bezog sich Pazderski auf „Recherchen“ und veröffentlichte ein Bild mit der Schlagzeile „Deutsche ‚Alan Kurdi‘ brachte Nizza-Attentäter nach Europa“, ohne konkrete Quellen für seine Behauptung zu benennen. Auch das rechtsextreme Nachrichtenportal Journalistenwatch berichtete über Zusammenhänge zwischen einer Rettungsmission der Alan Kurdi und dem Terroranschlag von Nizza.

Bei dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag in einer Kirche in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hatte es am Donnerstag drei Tote - zwei Frauen sowie den Aufseher der Kirche - gegeben. Nach Angaben der italienischen Behörden gelangte der 21-jährige Attentäter Brahim A. letzten Monat gemeinsam mit etwa 20 Landsleuten „im Rahmen einer eigenständigen Landung“ von der tunesischen Hafenstadt Sfax auf die Mittelmeerinsel Lampedusa. Das bedeutet, dass Brahim A. nicht zu Migrant*innen gehört, die von der Küstenwache oder einer Nicht-Regierungsorganisation auf dem Mittelmeer aus Seenot gerettet wurden. Somit befand er sich auch nicht an Bord der Alan Kurdi.

Sea-Eye: Attacke muss Konsequenzen haben

„Besseren Wissens verbreitet Pazderski die Unwahrheit, um die Trauer und Betroffenheit der Menschen zu missbrauchen und sie gegen Seenotretter aufzuhetzen“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, am Samstag. Innerhalb weniger Stunden wurde Pazderskis Post mehr als 1000 Mal geteilt. Den Verein erreichten seither verstärkt Anschuldigungen, Beleidigungen und schwere Vorwürfe. „Hier versucht ein Rechtspopulist auf schändlichste Weise das Leid der Opfer und deren Angehörige sowie die Betroffenheit der Menschen für seine eigene politische Agenda auszunutzen. Diese Attacke muss Konsequenzen haben. Er muss als Fraktionsvorsitzender zurücktreten“, fordert Isler.

Verein hat bisher über 15.000 Menschen aus Seenot gerettet

Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2015 hat Sea-Eye über 15.000 Menschenleben gerettet. Die Organisation steht für das Leben, für die Menschenrechte und für ziviles Engagement. „Wir waren alle schrecklich entsetzt über diesen Terroranschlag und verurteilen ihn aufs Schärfste. Wir nehmen Anteil an der tiefen Trauer der Angehörigen und stehen an der Seite aller Menschen, die sich gegen Gewalt und Terror stellen“, so Isler.

FB-Post von Rechtspopulist Pazderski | Quelle: Sea-Eye