1986 erschütterte der Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme die Welt. Der Sozialdemokrat wurde am Abend des 28. Februar 1986 von dem Rechtsextremisten Stig Engström erschossen. Der Mörder konnte zunächst unerkannt entkommen. Der damalige Fahndungsleiter Hans Holmér war besessen von der Idee, dass die kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem Mord an Palme stecke. Die PKK und Abdullah Öcalan dementierten beharrlich jegliche Beteiligung an dem Attentat. Für sie galt er als „Freund der unterdrückten Völker” – das kurdische Volk miteingeschlossen.
Hintermänner von Engström bleiben im Dunkeln
Es liegt bereits zwei Monate zurück, dass die schwedische Generalstaatsanwaltschaft Stig Engström zum Mörder von Olof Palme erklärt hat. Präsentiert wird er als Einzeltäter – da er jedoch bereits über zwanzig Jahre tot ist, ist praktisch nicht mehr zu ermitteln, ob er Hintermänner hatte.
Suryoye fordern Entschuldigung
Bisher haben die schwedische Justiz und Regierung trotz allem keine Selbstkritik für die vorschnelle Beschuldigung und die nachhaltige Diffamierung der PKK im Zusammenhang mit dem Mord geübt. Der Assyrisch-Syrianisch-Chaldäische Verein in Schweden fordert nun die Regierung auf, dies endlich nachzuholen und sich bei den Kurden und der PKK zu entschuldigen.
„Beschuldigung von PKK und Kurden war traumatisch“
Der Vereinsvorsitzende Özcan Kaldoyo sagt, die Beschuldigung der PKK und der Kurden hätte ein „großes Trauma“ hervorgerufen. Schweden müsse sich hier und jetzt mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Kaldoyo selbst ist Suryoyo aus der Türkei und hatte aufgrund der Verfolgung im Land 1976 in Schweden Asyl beantragt. Er lebt seit 45 Jahren in Schweden. Im ANF-Gespräch erinnert er daran, dass die schwedische und die türkische Polizei gemeinsam versucht hatten, die Schuld am Mord auf die PKK zu lenken. Auch einige kurdische Parteien hätten versucht, eigene Interessen durchzusetzen und die PKK zu diffamieren. Hier haben vor allem Übersetzer aus diesen Kreisen eine Rolle gespielt, die bewusst falsch übersetzt hätten. Kaldoyo kritisiert: „Wir beschuldigen die schwedische Polizei, dass sie den Mord den Kurden anhängen wollte. Mit der Rolle nordkurdischer Parteien und Organisationen beschäftigt sich niemand.“
„Sogar die Schlafzimmer wurden abgehört“
Kaldoyo berichtet, dass der fälschlich als Hauptverdächtiger gehandelte Ismet Celepli ein enger Freund von ihm sei: „Celepli und die anderen Kurden, die als Mordverdächtige gehandelt wurden, erlebten Schlimmes. Sogar ihre Schlafzimmer wurden abgehört. Celepli war gezwungen, alle sozialen Kontakte abzubrechen, damit niemandem das gleiche wie ihm passiert.“
Kaldoyo weist darauf hin, dass es im Parlament vier kurdische Abgeordnete und eine Solidaritätsgruppe mit dem kurdischen Volk gibt. Diese müssten das Thema im Parlament in den Fokus rücken. Es sei notwendig, entsprechende Anfragen an die Regierung zu stellen und sich dann dazu zu verhalten.
Hochzeiten verschoben
Kaldoyo berichtet von einem Suryoyo, der aus Deutschland nach Schweden gereist war und sofort zehn Tage lang in Gewahrsam genommen wurde. Über das Klima der Repression sagt er: „Damals mussten manche Kurden verbergen, dass sie Kurden waren. Ich erinnere mich, dass Suryoye ihre Hochzeiten verschoben haben. Nicht aus Angst, sondern aus Respekt vor Palme.“ Im Jahr 1970 hatte die sozialdemokratische schwedische Regierung beschlossen, Suryoye aus der Türkei eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen. Olof Palme war für sein Engagement für die Suryoye in Schweden berühmt.
Die Suryoye kämpfen für die Aufdeckung der Wahrheit
Suryoye und Kurden stammen aus der gleichen Region und führen seit langen Jahren einen gemeinsamen Kampf. In diesem Zusammenhang sind sie auch immer für die Aufdeckung der Wahrheit über den Palme-Mord eingetreten, so Kaldoyo.