Will der türkische Staatspräsident Erdoğan an der Macht bleiben, muss die Demokratische Partei der Völker (HDP) bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 24. Juni unbedingt unter der Zehn-Prozent-Hürde bleiben. Daher vergeht kein Tag, an dem HDP-Mitglieder nicht angegriffen werden.

In der vergangenen Nacht ist mehrmals aus fahrenden Autos auf das Haus von Necmettin Doğrul geschossen worden. Doğrul kandidiert in Kocaeli in der Westtürkei für die HDP auf einen Parlamentssitz. Über den nächtlichen Angriff erzählt er:

„Es war sehr spät, da hörte ich Schüsse vor dem Haus. Zunächst kümmerte ich mich nicht darum. Dann wurde ein zweites Mal geschossen. Als ich vom Balkon blickte, sah ich ein Auto vor dem Haus und aus dem Auto heraus wurde geschossen. An dem Auto waren AKP-Fahnen befestigt. Die Insassen machten das Bozkurt-Zeichen [Graue Wölfe] und fuhren mit hoher Geschwindigkeit weiter. Morgens haben wir die Einschusslöcher in der Mauer entdeckt.“

Der Angriff gelte nicht ihm persönlich, sondern der HDP, ist sich Necmettin Doğrul sicher. „Wir lassen uns so kurz vor der Wahl jedoch nicht provozieren. Angriffe dieser Art können uns nicht einschüchtern. Auch wenn sie schießen, werden wir die Wahlhürde überschreiten“, erklärt er.

Der HDP-Kandidat hat Anzeige bei der Polizei erstattet.