Schriftsteller und Menschenrechtler Doğan Akhanlı gestorben

Der Kölner Schriftsteller und Menschenrechtler Doğan Akhanlı ist tot. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit in der Nacht zum Sonntag in einem Berliner Krankenhaus.

Doğan Akhanlı wurde 1957 in einem Dorf in Şavşat bei Artvin am Schwarzen Meer geboren. Als politischer Flüchtling kam er mit seiner Familie 1991 nach Deutschland und lebte seitdem die meiste Zeit in Köln, zuletzt in Berlin. Vor seiner Flucht wurde er in der Türkei mehrfach verhaftet, allein zweieinhalb Jahre saß er in einem Istanbuler Militärgefängnis und wurde gefoltert.

Zur Literatur fand Akhanlı dank seiner Mutter. Im Exil begann er zu schreiben und verfasste zahlreiche Romane und Theaterstücke, in denen er sich immer wieder für den wahrhaftigen Umgang mit historischer Gewalt, für Erinnerung sowie für die Unteilbarkeit der Menschenrechte einsetzt. Ende der 90er Jahre erschien seine Trilogie „Die verschwundenen Meere“, deren letzter Band „Die Richter des Jüngsten Gerichts“ den jungtürkischen Völkermord an den Armenierinnen und Armeniern im Jahr 1915 beschreibt. Sein Roman „Madonnas letzter Traum“ handelt von der Versenkung eines Frachters mit 700 jüdischen Flüchtlingen im Schwarzen Meer 1942 durch ein russisches U-Boot. Sein erstes Theaterstück in deutscher Sprache „Annes Schweigen“ wurde 2012 in Berlin und 2013 in Köln uraufgeführt.

Akhanlı engagierte sich neben seinen Texten aktiv für den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen, Ethnien und Religionen und für eine Aussöhnung von Armenier:innen, Kurd:innen und Türk:innen. Bundesweit bekannt wurde er, als er im Jahr 2010 wegen hanebüchener Vorwürfe bei der Einreise in die Türkei festgenommen und inhaftiert wurde. 2017 wurde Akhanlı auf Betreiben der türkischen Regierung in Spanien festgenommen. Darüber schrieb er das Buch „Verhaftung in Granada”, das dieses Jahr am Schauspiel Köln auf die Bühne kam. 2018 erhielt Doğan Akhanlı den Europäischen Toleranzpreis für Demokratie und Menschenrechte, 2019 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Seine Beerdigung soll in Köln stattfinden.