Razzien und Festnahmen in mehreren Städten
Vor dem Jahrestag der Verschleppung von Abdullah Öcalan führt die türkische Polizei Razzien bei kurdischen Institutionen in der Türkei und Nordkurdistan durch. Dabei wurden viele Menschen festgenommen.
Vor dem Jahrestag der Verschleppung von Abdullah Öcalan führt die türkische Polizei Razzien bei kurdischen Institutionen in der Türkei und Nordkurdistan durch. Dabei wurden viele Menschen festgenommen.
Am 15. Februar 1999 wurde der kurdische Repräsentant Abdullah Öcalan aus Nairobi in die Türkei verschleppt. Jedes Jahr ist dieser Tag Anlass von weltweiten Protesten. Einen Tag vor dem 15. Februar holte nun die türkische Polizei und Armee offenbar zu einem präventiven Repressionsschlag aus und stürmte in mehreren Städten kurdische Institutionen und Wohnungen. Dabei wurden viele Personen festgenommen. Bisher liegen Meldungen aus den Provinzen Sêrt, Adana, Mersin, Êlih, Dîh und Şirnex vor.
Sêrt: Friedensmütter, Politikerin und Mitglieder von Gefangenhilfsverein festgenommen
In der nordkurdischen Stadt Sêrt (tr. Siirt) stürmte die Polizei das Büro des Gefangenenhilfsvereins TUAY-DER. Dabei wurden große Mengen an Dokumenten und Material beschlagnahmt. Gleichzeitig wurden die Wohnungen der Vorstandsmitglieder und von demokratischen Politiker:innen in der Stadt durchsucht. Dabei wurde die Ko-Vorsitzende des TUAY-DER, Muhsine Özhanş, Necmeddin Yur aus dem Vereinsvorstand, das ehemalige Vorstandsmitglied Resul Arslan sowie Maşallah Arslan, Taybet Tekin, Hediye Suçin, Vetha Kaçar vom Rat der Friedensmütter und die ehemalige Ko-Vorsitzende des Kreisverbands der HDP, Emine Aşkara, festgenommen.
„Wir werden deine Großmutter bestrafen“
Die herz- und nierenkranke Kanita Dayanan wurde in Dîh (Eruh) festgenommen. Einer der Beamten sagte zu Dayanans vierjährigem Enkelkind während der Festnahme: „Deine Großmutter hat etwas Schlimmes getan, wir werden sie bestrafen. Wenn du das auch machst, werden wir dich ebenfalls bestrafen.“ Der Anlass der Festnahme war nicht zu erfahren.
Die Festgenommenen wurden auf die Polizeidirektion von Siirt gebracht. Die Zahl der Festgenommenen kann weiter steigen.
Razzien und Festnahmen in Adana
In Adana stürmte die Polizei ebenfalls mehrere Wohnungen, schlug die Türen mit Rammböcken ein und verwüstete die Inneneinrichtung. Dabei wurde eine große Zahl von Menschen festgenommen und zur Polizeidirektion von Adana gebracht. Auch hier ist der Hintergrund der Festnahmen bisher unklar.
43 Festnahmen in Mersin
Seit dem 12. Februar werden jeden Tag neue Razzien und Festnahmen in Mersin durchgeführt. Bisher sind 43 von 52 Festnahmeanordnungen der Oberstaatsanwaltschaft von Mersin vollstreckt worden. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, sie würden „Aktionen vorbereiten“. Serkan Sahin, einer der Jugendlichen, die auf der Polizeibehörde der Provinz Mersin festgehalten werden, trat am 12. Februar wegen willkürlicher und rechtswidriger Inhaftierung sowie psychischen Drucks und Drohungen durch die Polizei in einen Hungerstreik. Ramazan Yıldırım und eine weitere Gruppe von Jugendlichen hat angekündigt, sich am Montag ebenfalls dem Hungerstreik anzuschließen.
Şirnex: Viele Festnahmen – unter anderem Journalistin Zeynep Durgut im Gewahrsam
In der Provinzhauptstadt Şirnex (tr. Şırnak) und den umliegenden Kreisstädten wurden bei Razzien ebenfalls mehre Menschen festgenommen. Unter den Festgenommenen in der Kreisstadt Cizîr befindet sich die Journalistin Zeynep Durgut. In Silopiya wurden Rıdvan Özmen, Doğan Şavluk, Nesim Sayın, Selahattin Ormanlı und Ziya Durmuş von Spezialeinheiten festgenommen. Die Festnahmen sollen auf Anordnung der Oberstaatsanwaltschaft Şırnak erfolgt sein.
Êlih: Jugendratsmitglieder festgenommen
In Êlih (Batman) wurden die HDP-Jugendratsmitglieder Ferman Akbulut und Agit Sahin bei einer Razzia in ihrer Wohnung festgenommen. Sie befinden sich zurzeit auf der Polizeidirektion von Êlih.