Proteste gegen Festnahmewelle in Adana

Seit gestern befinden sich in Adana mehrere Aktivisten des HDP-Jugendrats in Polizeigewahrsam. Von der regierungstreuen Presse werden sie bereits als „Terroristen“ bezeichnet. Die HDP-Abgeordnete Tülay Hatimoğulları fordert ihre sofortige Freilassung.

In der südtürkischen Großstadt Adana ist am Samstag gegen die Repressionswelle gegen den Jugendrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) protestiert worden. Am Vortag waren bei provinzweiten Durchsuchungen dreizehn Aktivistinnen und Aktivisten des Verbands und des HDP-Parteirats festgenommen worden. Unter den Betroffenen befindet sich auch Ferhat Kalkan. Wie inzwischen bekannt wurde, ist der HDP-Jugendaktivist sowohl bei der Festnahme als auch in Gewahrsam misshandelt worden. Die Abgeordnete Tülay Hatimoğulları spricht sogar von Folter. Drei weitere Personen, die ebenfalls gestern in Adana in Gewahrsam genommen wurden, befinden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

„Unter dem Etikett einer vermeintlichen Terroroperation werden hier Jugendaktivisten von der Regierung an den Pranger gestellt. Die AKP will durch erhöhten Druck die gesellschaftliche Opposition ausschalten. Diejenigen, die öffentlich und medial als Terroristen verunglimpft werden, sind das Volk“, sagte Hatimoğulları.

Präsident rühmt sich mit Bekämpfung des Volkes

Die Kundgebung gegen die Festnahmen der Aktivist*innen sollte eigentlich auf dem Platz vor der Parteizentrale der HDP in der Innenstadt Adanas stattfinden. Die Polizei war jedoch früh angerückt, um das Gebäude weitestgehend abzuschotten, und setzte die Anwesenden im Eingangsbereich fest. Hatimoğulları wies darauf hin, dass sich Ferhat Kalkan als Gast bei Şükran Efetürk, Mitglied des lokalen Frauenrats der HDP aufhielt, als ihre Wohnung polizeilich gestürmt wurde. Neben Kalkan wurden auch alle anderen Anwesenden von der Polizei misshandelt.

Ferhat Kalkan | © HDP-Jugendrat

„Der Präsident rühmte sich jüngst damit, in den 17 Jahren, seit seine Partei dieses Land regiert, ‚unglaubliche Fortschritte‘ bei der Terrorbekämpfung erzielt zu haben. Er definiert die Bekämpfung von Terror ganz offensichtlich mit Feindrecht gegen das Volk“, so Hatimoğulları. Die Politikerin erklärte, dass auch dem „Palastregime” Erdoğans bewusst sei, die gesellschaftliche Opposition mit Festnahmen, Verhaftungen, Folter, Razzien und Operationen nicht einschüchtern zu können. „Die Opposition wächst mit jedem weiteren Tag, der geprägt ist von Repression, weiter an. Wir werden keinen Schritt zurückweichen von unserem Widerstand und verlangen die sofortige Freilassung der festgenommenen Aktivist*innen“, sagte Hatimoğulları.