Anlässlich des Weltfriedenstages der Vereinten Nationen am 21. September fand am Donnerstag am Platz der Vereinten Nationen vor dem UN-Campus in Bonn eine Kundgebung gegen den Einsatz von Chemiewaffen in Kurdistan durch die Türkei statt. Die rund 30 Teilnehmer:innen forderten auf Schildern und in Reden die UN auf, den Angriffskriegen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit des türkischen Staates Einhalt zu gebieten und Ankara für seine Staaten zur Rechenschafft zu ziehen, anstatt Präsident Recep Tayyip Erdogan durch Schweigen noch zu ermutigen. Nur so könne die UN ihrem bei ihrer Gründung formulierten Anspruch, Kriege, Völkermorde und Menschenrechtsverletzungen durch Staaten zu verhindern, gerecht werden.
Eine Delegation übergab im UN-Gebäude ein Dossier an eine Vertreterin der Vereinten Nationen. Am nahegelegenen Hauptsitz wurde auch der Deutschen Welle das Dossier übergeben. Auf der Kundgebung thematisierte eine Theatergruppe mit einer kurzen Performance die Ignoranz der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Lage der Menschen in Kurdistan: Diese hielten sich Augen und Ohren zu, um die offensichtlichen Beweise für die Kriegsverbrechen und das Leid der Bevölkerung nicht sehen zu müssen und ihre Verantwortung zu handeln weiter leugnen zu können.
Die Vorwürfe, dass die Türkei in den Gebieten der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) Menschenrechtsverletzungen begeht, werden auch von internationalen Organisationen wie Genocide Watch und Human Rights Watch bestätigt. In den Regionen Metina, Zap und Avaşîn in Südkurdistan (Kurdistan-Region Irak) werden Berichten der Volksverteidigungskräfte (HPG) zufolge täglich teils dutzendfach verschiedene chemische Kampfstoffe eingesetzt. Dort führt die Türkei seit über zwei Jahren immer wieder groß angelegte Invasionen durch, die letzte startete im vergangenen April. Laut einer Fünfmonatsbilanz der HPG wurden bis Mitte September 2004-mal chemische und andere geächtete Waffen durch die türkische NATO-Armee in Südkurdistan eingesetzt, dutzende Guerillakämpfer:innen kamen dadurch ums Leben. Auf wiederholte Aufforderungen durch Vertreter:innen der kurdischen Gesellschaft, eine unabhängige Untersuchung der Chemiewaffeneinsätze vor Ort durchzuführen, hat die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bisher nicht reagiert.