Bern: Gespräch mit AI über türkische Chemiewaffen

Kurdische Vertreter:innen haben nach einer Protestaktion gegen Chemiewaffeneinsätze der Türkei das Berner Büro von Amnesty International besucht und eine Zusammenarbeit eingefordert, um weitere Kriegsverbrechen in Kurdistan zu verhindern.

In Bern haben Aktivist:innen gegen den Einsatz von chemischen Kampfmitteln durch die türkische Armee in Kurdistan protestiert. Die Teilnehmenden bei der Kundgebung vor dem Bahnhof trugen Schilder, mit denen sie auf die türkischen Chemiewaffenangriffe und die Ignoranz der internationalen Gemeinschaft hinsichtlich der Kriegsverbrechen in Kurdistan aufmerksam machten. Mit Parolen wurde Solidarität mit dem Widerstand der Guerilla zum Ausdruck gebracht.

Einer der Redner auf der Kundgebung war der ehemalige Ko-Bürgermeister von Êlih (tr. Batman), Necdet Atalay, der die Türkei aufgrund von politischer Verfolgung verlassen musste. Der kurdische Exilpolitiker wies darauf hin, dass die türkischen Kriegsverbrechen in Kurdistan weltweit ignoriert werden. Eigentlich hätte die Protestaktion von breiten Kreisen Unterstützung finden müsse, so Atalay. Wenn es um die Kurd:innen gehe, seien jedoch alle blind, taub und stumm. Unter diesen Umständen sei mehr denn je ein Zusammenhalt zwischen den verschiedenen kurdischen Kräften notwendig. „Wir müssen die schmutzigen Kriegsmethoden der Staaten überall bekannt machen. Alle Menschen müssen wissen, dass der türkische Staat chemische Waffen gegen junge Kurdinnen und Kurden einsetzt“, so Necdet Atalay.

Necdet Atalay: Wenn es um Kurdistan geht, sind alle blind, taub und stumm

Nach der Rede von Atalay wurde eine Erklärung auf Deutsch verlesen. Im Anschluss an die Kundgebung stattete eine kurdische Delegation dem Berner Büro von Amnesty International (AI) einen Besuch ab. In der Delegation waren Mine Çetinkaya (Ko-Vorsitzende des kurdischen Kulturvereins in Bern), Lami Özgen (ehemaliger Vorsitzender des Gewerkschaftsverbands KESK in der Türkei), Zeki Demir (Außenkommission des kurdischen Kulturvereins in Bern) sowie Necdet Atalay. Im AI-Büro wurde die Delegation von Anita Streule und Patric Walder empfangen. Die kurdischen Vertreter:innen forderten eine Untersuchung der türkischen Chemiewaffeneinsätze und schlugen AI eine Zusammenarbeit vor, um weitere Kriegsverbrechen zu verhindern. Zudem legten sie ein ausführliches Informationsdossier zum Thema vor. Die AI-Mitarbeiter:innen teilten mit, dass sie die Forderungen der kurdischen Delegation weiter verfolgen und das Dossier an ihre Zentrale weiterleiten werden.