Während Polizeigewalt in den USA in aller Munde ist, kommt es auch immer wieder zu schweren Polizeiübergriffen in Deutschland. Wie die Tageszeitung Yeni Özgür Politika berichtet, haben Polizisten am 29. Mai in Herne die kurdischen Geschwister Beser Okyay und Tarzan Kılıç mit Pfefferspray und Schlagstöcken misshandelt, obwohl von ihnen offensichtlich kein nennenswerter Widerstand ausging. Eine Nachbarin dokumentierte den brutalen Übergriff.
Tarzan Kılıç erklärte gegenüber Yeni Özgür Politika, dass die Polizisten ihn ohne eine Frage zu stellen attackiert hätten. Er gibt an, dass er an diesem Tag seine Schwester besucht habe. Als ein Streit zwischen seiner Schwester und seinem Neffen eskalierte, habe er die Polizei gerufen und vor dem Gebäude auf das Eintreffen der Beamten gewartet. Dabei wurde er zum Ziel des Polizeiangriffs. Während die Polizei behauptet, von Kılıç sei eine Aggression ausgegangen, zeigen die Bilder ein anderes Geschehen. Kılıç (mit weiß-roten Hemd) habe versucht, die Situation zu beruhigen und den Polizisten zu erklären, dass er sie gerufen habe. Er wurde mehrfach massiv mit Pfefferspray angegriffen und selbst, als er gefesselt am Boden lag, noch weiter geschlagen und getreten.
Es ist außerdem zu sehen, wie seine Schwester Beser Okyay (im hellblauen Hemd) ebenfalls mit Pfefferspray angegriffen und noch am Boden mit Knüppelschlägen traktiert wird. Obwohl die Nachbar*innen lautstark rufen: „Lasst die Frau in Ruhe, sie ist krank!“ gingen die Übergriffe weiter. Beser Okyay wurde am Kopf verletzt. Nach dem Angriff mussten die Geschwister lange Zeit mit gefesselten Händen warten und verbrachten anschließend Stunden auf der Gefangenensammelstelle. Obwohl sich Kılıçs Zustand auf der Wache verschlechterte, wurde er anschließend ohne irgendein Protokoll freigelassen.
Die Geschwister haben Anzeige gegen die Polizei erstattet. Wie üblich bei Anzeigen gegen Polizisten haben die mutmaßlichen Täter eine Gegenanzeige wegen Widerstand gestellt. Eine weit verbreitete Taktik zur Verschleierung von Polizeigewalt. So soll der offensichtliche Gewaltexzess legitimiert werden. Ob dies ausreicht, das Ausmaß der Gewaltanwendung gerichtsfest zu rechtfertigen, wird die Justiz beschäftigen.