Podiumsdiskussion der JXK an der Humboldt-Universität

An der Humboldt-Universität zu Berlin fand die Podiumsdiskussion „Von Imrali nach Rojava – Gefängniswiderstand und gelebte Utopie“ statt, zu der die Ortsgruppe des Studierendenverbands JXK eingeladen hatte.

Am gestrigen Montag, dem 75. Tag des Hungerstreiks von Leyla Güven, fand an der Humboldt-Universität zu Berlin unter dem Titel „Von Imrali nach Rojava – Gefängniswiderstand und gelebt Utopie“ eine Podiumsdiskussion statt, organisiert von dem kurdischen Studentinnenverband JXK Berlin. Zu der Veranstaltung waren die beiden Gastreferent*innen Nazan Üstündağ und Mahmut Şakar erschienen. Üstündağ, Soziologin und Wissenschaftlerin im Exil, und Şakar, Rechtsanwalt und Ko-Vorsitzender des Kölner Vereins für Demokratie und internationales Recht e.V. (MAF-DAD) berichteten über die Hintergründe des aktuellen Hungerstreiks von Leyla Güven, sowie über die Haftbedingungen und die besondere Stellung Öcalans.

Zu der Veranstaltung erschienen mehr als 50 Menschen, die sich über die aktuelle politische Lage in der Türkei und die Zusammenhänge zwischen dem Hungerstreik, Öcalan und Rojava informieren wollten. Auch sind Pressevertreter erschienen, die im Anschluss an die Veranstaltung mit Mahmut Şakar ein Interview führten.

Mahmut Şakar gehörte zu den ersten Anwälten Öcalans nach dessen Festnahme im Februar 1999. In seinem Vortrag ist er auf die Situation Öcalans eingegangen und erklärte die rechtliche Lage. Er berichtete, wie der türkische Staat das Recht umgeht und umformt, nur um Öcalans Haftbedingungen zu verschärfen. Şakar erklärte, dass das Gefängnis, in welchem sich Öcalan befindet, nicht nur ein Isolationsgefängnis mit besonderen Foltermethoden, sondern ein eigenes System ist, welches eigens für Öcalan erschaffen wurde, um den kurdischen Widerstand zu brechen. Der Anwalt betonte außerdem den Zusammenhang zwischen Öcalan und dem kurdischen Volk. Die Methoden, die gegen Öcalan angewandt werden, seien symbolisch für die Unterdrückung des kurdischen Volkes durch den türkischen Staat und dienen der Isolierung des gesamten kurdischen Volkes.

Nazan Üstündağ ist türkische Akademikerin im Exil, die sich unter anderem in der „Fraueninitiative für Frieden“ engagiert. Sie ist in ihrem Vortrag auf die geschichtliche Tradition von Hungerstreiks eingegangen und informierte über verschiedene Widerstandsformen in der Geschichte in verschiedenen Teilen der Welt. So erwähnte sie den Hungerstreik der Suffragetten, die zum Anfang des 20. Jahrhunderts in England sich für das Frauenwahlrecht eingesetzt haben. Üstündağ ging auch auf den Widerstand von Bobby Sands (Mitglied der Provisional Irish Republican Army) ein, der am 55. Tag seines Hungerstreiks als politischer Gefangener im britischen Gefängnis gefallen ist.

Üstündağ betonte weiterhin die Forderungen Leyla Güvens nach der Beendigung der Totalisolation Öcalans. Dabei ging sie auf die Vorreiterrolle der Frauen in solch großen Widerständen ein und stellte dies auch in Zusammenhang mit der Frauenrevolution von Rojava.