PKK: Untergang des Faschismus ist unumgänglich

Anlässlich des kurdischen Neujahrsfestes Newroz am 21. März hat der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eine Botschaft veröffentlicht.

„Die Völker des Mittleren Ostens und die Menschheit begegnen dieser Tage einem neuen Newroz. Unter Federführung zeitgenössischer Schmiede, wie es einst Kawa der Schmied* war, entfaltete sich die kurdische Befreiungsbewegung und bewahrt die Völker sowie die Menschheit heute vor neuzeitlichen Tyrannen** wie dem sogenannten Islamischen Staat und dem Faschismus der AKP-MHP. In diesem Sinne erwacht die 2631-jährige Legende als unumstrittene Realität der Gegenwart. Die Realität der Einheit, des Widerstandes und des Sieges an Newroz, dem ältesten Tag der Freiheit unserer Menschheit, nimmt in unserem Kampf von heute ihren wahren Sinn an. Von Kawa, dem Begründer des Newroz, bis hin zu seinen zeitgenössischen Gefährt*innen Mazlum Doğan und Zekiye Alkan, leben alle unsere heldenmütigen Gefallenen im unserem Befreiungskampf weiter.

Unser Kampf entspricht wahrer Bedeutung von Newroz

Als Bewegung und als Volk begegnen wir diesem Newroz mit einer Widerstandsoffensive, deren Maxime lautet: ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen und Kurdistan befreien‘. Der große Hungerstreik von Leyla Güven, der Ko-Vorsitzenden des DTK und Abgeordneten der HDP, hält seit 133 Tagen an. Der Widerstand der gesamten Hungerstreikbewegung sowie der historische antifaschistische Kampf unserer Guerilla, unseres Volkes und der demokratischen Kräfte weitet sich währenddessen aus. Mit einem großen Bewusstsein, festen Glauben und starker Willenskraft führen wir unseren Befreiungskampf auf eine Weise, die der wahren Bedeutung von Newroz entspricht.  

Großer Befreiungssieg

In diesem Sinne wünschen wir zunächst dem Vorsitzenden Apo, Leyla Güven, Nasır Yağız und allen anderen Hungerstreikenden, den Parteigenossinnen und -genossen, unserem patriotischen Volk, den Demokratiekräften und der Menschheit alles Gute zum Neujahrsfest. Wir begrüßen ihre Kämpfe, die in die Geschichte eingehen werden und wünschen Erfolg im neuen Widerstandsjahr. Den Newroz-Gefallenen Mazlum Doğan, Mahsum Korkmaz, Zekiye Alkan, Rahşan Demirel, Ronahî und Bêrîvan sowie allen anderen Gefallenen der Befreiungsbewegung gedenken wir mit Respekt und Dankbarkeit. Unsere Verbundenheit gilt ihrem Gedenken und ihren Idealen, die wir verwirklichen werden. Wir bringen unsere feste Überzeugung zum Ausdruck, dass dieses Newroz-Jahr einen der größten Befreiungssiege der Geschichte erleben wird.

Kolonialismus verbreitet faschistischen Terror

Der Dritte Weltkrieg im Mittleren Osten schreitet seinem 30. Jahr entgegen. Ohne Zweifel ist der bedeutsamste Teil dieses Krieges der Kampf in Kurdistan gegen den IS und den AKP/MHP-Faschismus. Die Mentalität und Politik, die dem kurdischen Volk den Kolonialismus und Genozide auferlegen, finden durch faschistischen Terror und Massaker auch im Mittleren Osten und dem Rest der Welt Gestalt. Dass dieser Umstand den globalen Terror, aber insbesondere den Terror in der Türkei und der Region nährt, ist offensichtlich. Dieser Faschismus vergegenständlich sich im Isolations- und Foltersystem auf der Gefängnisinsel Imrali. Folglich sollte sich jede Person, die von sich behauptet, gegen faschistische Repression, Terror und Massaker zu sein, der kolonialistischen und rassenfanatischen Hegemonie in Kurdistan und dem Isolationssystem auf Imrali entgegenstellen.

Die Wirklichkeit mit eigenen Augen sehen

Als kurdisches Volk und Bewegung führen wir einen historischen Befreiungskampf gegen die neuzeitlichen Tyrannen des faschistischen Islamischen Staates und der AKP/MHP. Dabei leisten wir einen hohen Preis. Wir haben einen Marsch aufgenommen, mit dem wir die gesamte Menschheit gegen die rassenfanatische Mentalität - den Irrsinn der kapitalistischen Moderne – verteidigen. Indem wir dem AKP/MHP-Faschismus Schläge versetzen, schwächen wir den islamistischen Faschismus, als Beispiel hierfür gilt der Kampf gegen den IS in Nord- und Ostsyrien. Wir versuchen, die gesamte Welt vor Plagen wie dem faschistischen IS-Terror zu schützen und zu verteidigen. Jede Person sollte dieser Realität ins Auge sehen und der Fairness halber entsprechend handeln. Auf dieser Grundlage laden wir alle Menschen, die sich zu den Werten der Demokratie bekennen dazu ein, die Wirklichkeit mit eigenen Augen zu betrachten, sich dem Genozid der türkischen Republik in Kurdistan entgegenzustellen und die Existenz sowie die demokratischen Rechte des kurdischen Volkes anzuerkennen.

Untergang des Faschismus ist unumgänglich

Wir begegnen dem 2631. Newroz der Geschichte auf der Linie des ultimativen Widerstandes. Diese Tatsache entrüstet in der Person des AKP/MHP-Regimes die Mentalität und Politik des globalen Rassenfanatismus. Denn alle Kräfte dieser Geisteshaltung sehen ihren Untergang in eben diesem Widerstand. Die Diktatur des Duos um Erdoğan und Bahçeli greift in ihrem Wahnsinn alles und jeden an, provoziert mit vulgären Beleidigungen, tritt die Moral und das Grundrecht mit Füßen, tötet tagtäglich Dutzende Menschen, füllt weiterhin die Gefängnisse, richtet die Regierung des Landes nach dem Isolations- und Foltersystem auf Imrali aus und ist bemüht, so wie die Ittihadisten*** des Osmanischen Reiches unser Volk aus seiner Jahrtausendalten Heimat zu vertreiben.

Doch ganz gleich, was diese Diktatur auch tun mag: Die Angst schützt nicht vor dem Tod, der Niedergang des Faschismus ist unumgänglich. Ihm wird kein Sieg über unsere Widerstandsoffensive gelingen und auf dem Müllhaufen der Geschichte landen.

Widerstand wächst mit jedem Tag

Mit den zunehmenden Angriffen und Massakern wächst auch der Kampf unseres Volkes und unserer Freunde in allen vier Teilen Kurdistans und im Ausland. Unser Volk in Nordkurdistan bereitet sich gemeinsam mit den Völkern der Türkei und ihren Demokratiekräften, den AKP/MHP-Faschismus bei den Kommunalwahlen am 31. März in seine Schranken zu weisen. Das Volk in Rojava hat sich mit den Völkern Syriens vereint, das terroristische IS-Bandentum unter der Erde begraben und sein freies Verteidigungssystem geschaffen. Im Süden hat unser Volk mit dem Aufstand von Şîladizê seine Wut und seine Haltung gegenüber der faschistischen Aggression und Besatzung durch die türkische Republik zum Ausdruck gebracht. Es ruft alle Patriotinnen und Patrioten Kurdistans zu einer nationalen Einheit auf. Das Volk im Osten unterstützt den Widerstand in allen Teilen Kurdistans und ist bereit für jede erdenkliche Situation, da ihm seine revolutionäre Stärke bewusst ist. Die Pioniere dieser Siegesoffensive sind unsere Menschen und Freunde im Ausland, die einen tapferen und aufopferungsvollen Widerstand anführen.  

Newroz führt uns zum Sieg

Auf dieser Grundlage sehen wir dem 2631. Newroz-Fest entgegen. Überall finden unter Federführung von Frauen und der Jugend Aktionen für die Freiheit statt. Die Hungerstreikbewegung wächst und bringt uns mit jedem Tag dem Sieg ein Stückchen näher. Es sind Großtaten von Menschen wie Mazlum Doğan und Mahsum Korkmaz und der Widerstand vom 14. Juli ****, die richtungsweisend für unseren Marsch sind. Die Feierlichkeiten des Newroz verdeutlichen ein weiteres Mal, dass der Widerstand mit dem Sieg gekrönt wird.

Auf die Straßen und Plätze der Welt

In diesem Sinne wünschen wir frohes Newroz und rufen unser Volk, doch insbesondere die Frauen und die Jugend sowie unsere Freunde dazu auf, unsere Widerstandsoffensive im Sinne von Mazlum und Mahsum unter dem Motto ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen und Kurdistan befreien‘ zu stärken, die Aktionen für die Freiheit auszuweiten und alle Straßen und Plätze der Welt zu füllen, um das Newroz-Fest mit Begeisterung zu feiern“.


*Kawa war ein Schmied, der die Tyrannei des bösen Herrschers Dehak am 21. März beendete. Der Legende nach litt der Tyrann Dehak an einer Krankheit, deren einziges Heilmittel die Gehirne von Jungen waren. Als Kawas Söhne auch geopfert werden sollten, entschloss sich dieser zum Widerstand. Der Schmied erschlug den Tyrannen und zündete ein Feuer, um dem Volk in den Bergen zu signalisieren, dass Dehak besiegt wurde. Seitdem wird Newroz, also der neue Tag, in Kurdistan als der Tag des Neubeginns oder des Wiederaufblühens gefeiert. Jedes Jahr zum Neujahrsfest am 21. März wird Kawas Feuer neu entfacht. Es symbolisiert den Kampf gegen die Tyrannei und gegen Unterdrückung durch fremde Invasoren.

**Legenden aus der Zeit des Reichs der Meder zufolge, wuchsen dem tyrannischen Herrscher Dehak zwei Schlangen aus der Schulter, die täglich mit den Gehirnen von zwei kurdischen Jungen gefüttert wurden. 

***Mitglieder des „Komitees für Einheit und Fortschritt“ (İttiḥâd ve Teraḳḳî Cemiyeti), jungtürkische Bewegung im Osmanischen Reich und treibende Kraft hinter dem Genozid an den Armeniern.

****Aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis von Amed (Dyiarbakir) traten am 14. Juli 1982 mehrere PKK-Kader in ein Todesfasten und forderten das „Ende der Folter, der eingeforderten Militärdisziplin und der Einheitskleidung“. Mit dieser Aktion, die als erster Funke des Widerstands gilt, sollte nicht nur auf die Situation in den Gefängnissen hingewiesen werden, sondern auch ein revolutionäres Zeichen an die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt werden, damit der Kampf gegen das türkische Unterdrückungsregime neu entfacht wird. 55 Tage nach Beginn des Todesfastens verlor der PKK-Kader Kemal Pir sein Leben. Die Gefangenen Mehmet Hayri Durmuş, Ali Çiçek und Akif Yılmaz starben ebenfalls im Verlauf der Aktion. Das Todesfasten wird seitdem von der PKK als „großer Widerstand des 14. Juli“ bezeichnet und jährlich gedacht.

Foto: Willi Effenberger