Nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan fiel das Land in Windeseile an die islamistischen Taliban. Unzählige Menschen versuchen, sich auf allen möglichen Wegen vor der Schreckensherrschaft der Dschihadisten in Sicherheit zu bringen. Die Situation auf dem von US-Truppen geschützten Flughafen von Kabul steht beispielhaft für die Lage der Menschen in Afghanistan. Während westliche Staaten ihr Personal ausfliegen, sind Afghan:innen so verzweifelt, dass sie sich an die ausfliegenden Flugzeuge hängen, um sich vor den Taliban in Sicherheit zu bringen. Angesichts der Verzweiflung der Menschen in Afghanistan fiel Außenminister Heiko Maas (SPD) nichts weiter ein, als selbstentlarvend von „schmerzhaften Bildern“ zu sprechen. Als ob es um Bilder gehen sollte, die ihn schmerzen und nicht um Leid und Schmerzen, die den Menschen in Afghanistan durch die Taliban drohen. Noch offenherziger äußerte sich der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Er erklärte angesichts der Lage in Afghanistan „2015“ dürfe sich nicht wiederholen. 2015 hatten viele Schutzsuchende aus Syrien ihren Weg in die EU und Deutschland gefunden und konnten sich so vor dem Krieg in Sicherheit bringen. Die Bundesregierung versucht, dies offensichtlich um jeden Preis zu verhindern. So ist abzusehen, dass neue schmutzige Deals, wie mit Staaten wie der Türkei oder dem Taliban-Förderer Pakistan geschlossen werden, auch Pakte mit anderen Regimen, der Anrainerstaaten von Afghanistan wie Usbekistan sind denkbar. Dass diese Staaten nicht bereit sind, Schutzsuchende menschenwürdig zu versorgen, hat das Beispiel der Türkei längst mehr als deutlich bewiesen.
Demonstration in Berlin
In Berlin versammelten sich bereits am Montag mehrere hundert Menschen in Neukölln unter dem Motto „feministische Solidarität mit Afghanistan“. Sie forderten sichere Fluchtwege aus dem von den Taliban überrannten Land und wiesen auf die Verantwortung der Bundesregierung für die Situation in Afghanistan hin.
Die Initiative Seebrücke ruft in Berlin für den 17. August zu einer Demonstration am Platz der Republik in Berlin auf.
Petition von Sea-Eye
Gegenüber der Abschottungspolitik startet die Seenotrettungs-NGO Sea-Eye eine Petition an die Bundesregierung, in der sie sichere Fluchtwege aus Afghanistan fordert. Axel Pasligh, Gorden Isler, Sophie Weidenhiller und Sea-Eye e. V. erklären auf Change.org: „Es gibt nichts mehr zu diskutieren. Afghanistan ist nicht sicher. Jede*r der*die das Land verlassen möchte, muss dies tun können. Daher appellieren wir an die deutsche Bundesregierung und die Europäische Union: Schafft sichere Fluchtwege aus Afghanistan!
Denkt dabei nicht nur an Ortskräfte und euer Botschaftspersonal. Denkt an alle Menschen, die nun in panischer Angst vor den Taliban leben müssen und deren Leben in Gefahr ist.
Schafft sichere Fluchtwege! Wenn nicht, werden die Menschen auf eigene Faust fliehen müssen. Sie werden sich durch Wüsten und Internierungslager kämpfen müssen. Sie werden sich in seeuntaugliche Boote setzen müssen und viele – darunter Kinder und Familien – werden auf dieser Flucht sterben.
An die deutsche Bundesregierung: Ihr wolltet mit eurem Bundeswehreinsatz Verantwortung in Afghanistan übernehmen. Jetzt schaut nicht weg und übernehmt Verantwortung für die flüchtenden Menschen.
Über 250 Kommunen und Städte haben sich im Bündnis „Sichere Häfen“ dazu bereit erklärt, geflüchtete Menschen aufzunehmen. Jetzt ist es allerhöchste Zeit, dieses Angebot anzunehmen. Wir fordern von der deutschen Bundesregierung und der Europäischen Union:
Schaffen Sie unverzüglich sichere Fluchtwege und evakuieren Sie die Menschen, die versuchten, ein neues Afghanistan aufzubauen.“
Die Petition kann unter folgendem Link unterzeichnet werden: Petition · Schafft sichere Fluchtwege aus Afghanistan! · Change.org