26 Personen, darunter der DIAY-DER-Vorsitzende Ekrem Baran, wurden nach sieben Tagen Polizeigewahrsam am Freitag dem Haftrichter vorgeführt. Die Festnahmen der Vertreter des Demokratischen Islamkongresses (DIK) und des Vereins der Religionsgelehrten (DIAY-DER) waren am 3. Juli in Istanbul erfolgt. Nun ordnete das Gericht für neun von ihnen Untersuchungshaft an, während die übrigen unter gerichtlichen Meldeauflagen freikamen. Bei den Inhaftierten handelt es sich um Ekrem Baran, Ali Fuat Hatip, Aydın Ayhan, Enver Karabey, Mehmet İnan, Mehmet Emin Aslan, Nezir Erdemci, Hafik Tunç und Sefa Mehmetoğlu.
Vor dem Gericht hatten sich die HDP-Abgeordnete und Ko-Sprecherin des DIK, Hüda Kaya, die Ko-Vorsitzenden des HDP-Provinzverbands, Erdal Avcı und Elif Bulut, wie auch die entlassenen Mitglieder von DIK und DIAY-DER, ihre Familien und Anwält:innen versammelt.
„Sie wurden inhaftiert, weil sie auf Kurdisch gepredigt haben“
Rechtsanwalt Vedat Ece von der Freiheitlichen Jurist:innenvereinigung, der die Festgenommenen vertritt, berichtet, der Grund für die Festnahmen und Inhaftierungen seien die Aktivitäten der Vereine. Darauf deuteten Verhörfragen hin wie: „Warum habt ihr nicht die Predigten der Religionsbehörde (Diyanet) verlesen?“ und „Warum predigt und betet ihr auf Kurdisch?“ Ece führt aus: „ Sie wurden beschuldigt und verhaftet, weil sie auf Kurdisch gepredigt und auf Kurdisch gebetet haben. Der Verein, dem sie angehören, ist ein legaler Verein. Die Spenden, die dieser Verein sammelte und für wohltätige Zwecke nutzte, wurden als Straftaten eingeordnet. Sogar die Mitgliedschaft im Verein wird kriminalisiert. Dieses Recht ist nichts anderes als Feindrecht. Unsere Mandanten sind sehr alt. Obwohl kein Fluchtverdacht besteht, wurde Untersuchungshaft verhängt. Viele von ihnen sind krank. Wenn einem von ihnen etwas geschieht, dann sind diejenigen verantwortlich, die diese Entscheidung getroffen haben.“
„Ihnen geschieht Unrecht, weil sie sich geweigert haben, Mullahs des Palasts zu werden“
Die HDP-Abgeordnete Hüda Kaya wies ebenfalls auf das Alter der Inhaftierten hin und sagte: „Heute wurden wir ein weiteres Mal in den Gerichtssaal gezerrt. Sie haben uns einen weiteren Unterschied in der Türkei vor die Augen geführt. Das Ein-Mann-Regime wiederholt immer wieder die Parole von einer Fahne, einem Vaterland, einer Nation … Heute wurde zu dieser monistischen Auffassung noch eine Konfession hinzugefügt.“ Sie spielt damit auf die vor allem von sunnitischen Kurd:innen in Nordkurdistan vertretene Rechtsschule der Schafiiten an. Die Türkei wird von sunnitischen Hanefiten dominiert.
Die Abgeordnete wies darauf hin, dass der Vorsitzende der Religionsbehörde die Religionsgelehrten als „Erben des Propheten" bezeichnet hatte: „Ich möchte daher fragen, sind schafiitische Religionsgelehrte denn keine Erben des Propheten? Resultieren die Ungerechtigkeiten, die hier seit Tagen an schafiitischen Rechtsgelehrten verübt werden, aus einem sektiererischen Verständnis? Den Religionsgelehrten widerfährt dieses Unrecht, weil sie sich geweigert haben, Mullahs des Palasts zu werden. Sie wurden zu Opfern dieser spalterischen, diskriminierenden Unrechtspolitik, weil sie sich nicht den Fatwas des Palastes und der Sultanatsmentalität der Religionsbehörde gebeugt haben.“
Die Kundgebung endete mit Parolen wie „Im Widerstand werden wir siegen“.