Mordwaffe befindet sich in Efrîn

Die Mordwaffe, mit der der kurdische Jugendliche Ömer Koç in Amed umgebracht wurde, kann nicht untersucht werden, da sie „nach Efrîn geschickt wurde“.

Der kurdische Jugendliche Ömer Koç wurde 2015 in Amed (Diyarbakır) durch vier Schüsse aus einer Pumpgun getötet. Während der staatsanwaltlichen Ermittlungen wurde festgestellt, dass die Waffe einem Polizisten gehörte. Sie konnte nicht zur ballistischen Untersuchung herangezogen werden, da sie sich mittlerweile in Efrîn befinden soll. Dies jedenfalls ist die Erklärung der Polizeidirektion.

Der 17-jährige Koç hatte am 4. Oktober 2015 die elterliche Wohnung in Amed-Bağlar verlassen, um ein Fußballspiel anzusehen, als er aus der direkten Umgebung eines von zwei Ranger-Fahrzeugen der Polizei mit einer Pumpgun erschossen wurde. Die Polizei wartete an der Ecke gerade auf eine Demonstration, um diese anzugreifen, und verhinderte, dass der schwer verletzte Koç ins Krankenhaus gebracht wurde; es wurde kein Krankenwagen zum Tatort durchgelassen. Koçs Eltern konnten schließlich den leblosen Körper ihres Sohnes zu einem Krankenwagen zwei Straßen weiter bringen, doch der 17-Jährige verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Zur gleichen Zeit wurde ebenfalls in Amed der 20-jährige Rezan Kaya durch Schüsse aus einem Ranger-Fahrzeug der Polizei getötet.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Mezopotamya hat die Polizei vor Ort kein Protokoll aufgenommen. Erst später auf der Polizeidirektion soll das Protokoll geschrieben worden sein.

Mehmet Koç, Vater des getöteten Ömer, wurde am Tag des Mordes an seinem Sohn von einer Unbekannten angerufen, die erklärte, dass die Polizei Ömer getötet habe.

Es wurde festgestellt, dass F.K., Chef des Doğan-4-Teams der Spezialeinheiten, an diesem Tag mit einer Pumpgun am Tatort eingesetzt wurde. Der daraufhin pensionierte 53-jährige Verdächtige wurde am 19. Dezember wegen des Vorwurfs „Tötung mit einer Schusswaffe“ vernommen. In der Aussage hieß es, dass er an den Operationen zur Ausgangssperre in Sûr und Farqîn (Silvan) teilgenommen und die Pumpgun danach wieder beim Depot abgegeben habe.

Der für Straftaten im Dienst zuständige Staatsanwalt von Diyarbakır hat anhand der Projektile in Koçs Leichnam den Typ der Waffe festgestellt und forderte am 8. März 2018 die Pumpgun Kaliber 12 der Marke Mosberg des pensionierten F.K. zur ballistischen Untersuchung von der Polizeidirektion Diyarbakır an. Die Antiterror-Abteilung der Polizeidirektion antwortete mit folgender Aussage auf das Ersuchen: „(…) In Kenntnis, dass die Waffe mit der Seriennummer J 28 1753 Kaliber 12 Mosberg dem zur Teilnahme an der Operation Olivenzweig beauftragten Personal der Abteilung für Spezialoperationen übergeben wurde, konnte mit dem benannten Gewehr nicht weiter verfahren werden.“