Vor 17 Jahren wurde Oury Jalloh in Dessau getötet. Sein Körper verbrannte in einer Zelle der Polizei. Staatsanwaltschaft und Polizei decken bis heute die Mörder. Der Geflüchtete aus Sierra Leone habe sich - mit beiden Händen an eine feuerfeste Matratze gefesselt - selbst angezündet.
In Dessau gingen am Freitag mindestens 2000 Menschen auf die Straße, um sich gegen die Vertuschung des Verbrechens zu positionieren. Sie forderten, die Schuldigen endlich zur Verantwortung zu ziehen.
Eingeladen zu der Demonstration hatte die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh. Der Einladung war neben Aktivist:innen und politisch Interessierten aus unterschiedlichen Städten auch der Bruder Oury Jallohs gefolgt, der extra nach Europa gereist war. Er legte einen Gedenkkranz für Oury Jalloh ab und warf ein Feuerzeug als Symbol für den Mord und die Lügen der Polizei vor die Wache.
Die Demonstrant:innen und Redner: innen einte ihre Wut auf rassistische Polizeigewalt, Diskriminierung, die - wie in einem Redebeitrag benannt - zurückgeht auf die kolonialistische Ausbeutung. Es wurde immer wieder auf weitere von deutschen Polizisten ermordete Geflüchtete und Migrant:innen Bezug genommen; so auch auf Halim Dener und Amed Ahmad. Eine Aktivistin der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ hatte kurz zuvor Ahmads Mutter besucht und konnte ihr so eine Stimme auf der Demonstration verleihen. Auch gelang es ihr, die Situation insbesondere aus Syrien und durch die Türkei geflüchteter Menschen in Deutschland plastisch zu beschreiben.
Überhaupt gab es auf der Demonstration starke Redebeiträge zu hören, die von Selbstorganisierung, einer klaren Sicht auf dieses System und starkem Bezug auf die eigene Kraft zeugten. Dabei wurde konkret analysiert, dass der Mord an Oury Jalloh zwar aufgeklärt ist, weil dies aber staatlicherseits geleugnet und nicht eingestanden wird, immer weiter Morde in Polizeigewahrsam verübt werden können. So hallte erneut mehrere Stunden der Sprechchor „No justice - no peace!“ durch Dessau.
Fotos: Antonia Gerlinde Schui