HDP-Jugendlicher auf offener Straße in Istanbul verschleppt

Ende August ist ein Mitglied des HDP-Jugendrats in Istanbul von mutmaßlichen Polizisten verschleppt und stundenlang gefoltert worden. Der junge Aktivist sollte zur Spitzeltätigkeit gezwungen werden.

Wie der HDP-Jugendrat vor wenigen Tagen mitgeteilt hatte, ist sein Mitglied Lider Polat am 27. August in Istanbul auf offener Straße von vier mutmaßlichen Polizisten verschleppt und gefoltert worden. Er sollte zur Spitzeltätigkeit gezwungen werden und wurde später mit verbundenen Augen an einem Wegrand ausgesetzt.

Inzwischen ist eine Videoaufnahme von der Entführung aufgetaucht. Darin ist zu sehen, wie Lider Polat von vier Personen auf der Straße angehalten und dazu gezwungen wird, in ein weißes Auto einzusteigen.

Der HDP-Jugendrat in Istanbul hatte zu dem Vorfall erklärt: „Unser Mitglied Lider Polat ist im Viertel Soğanlık im Bezirk Kartal auf dem Weg zur Metro von vier zivil gekleideten Personen, die sich als Polizisten vorstellten, angesprochen und gewaltsam zum Einstieg in ein Auto gezwungen worden. Ihm wurde gesagt, dass er bei der Polizei eine Aussage machen müsse. Nachdem ihm die Augen verbunden und die Hände auf dem Rücken gefesselt worden waren, wurde er bedroht: ,Wir werden dich unseren großen Brüdern ausliefern, ihnen gegenüber wirst du dich respektvoll verhalten.' Dann wurde er in ein anderes Fahrzeug gesetzt. Dort wurde er vollständig entkleidet und stundenlang gefoltert, um ihn zur Agententätigkeit zu zwingen. Das lehnte er ab. Obwohl er angab, Mitglied des HDP-Jugendrats zu sein, wurde er gefragt, wer ihm Befehle erteile und wer ihn in die Gegend geschickt habe. Ihm wurde gesagt: ,Wir lassen euch hier nicht leben, wir arbeiten im Auftrag des Staates, der Staat hat uns bevollmächtigt, dafür bekommen wir Geld, du wirst Istanbul verlassen.' Alle persönlichen Gegenstände, seine Kleidung und sein Telefon wurden beschlagnahmt und er wurde mit verbundenen Augen am Wegrand ausgesetzt.“

Wie der HDP-Jugendrat außerdem mitteilte, wurden anschließend weitere Mitglieder, deren Nummern in Polats Telefon gespeichert waren, per SMS kontaktiert, zu Gesprächen aufgefordert und mit den Worten „Ihr kommt auch noch an die Reihe“ bedroht.