MIT-Auftragsmörder wegen Anschlag von Reyhanli verurteilt

Bei einem Doppelanschlag in Reyhanli kamen vor sechs Jahren 52 Menschen ums Leben. Den Anschlag ließ der türkische Geheimdienst MIT inszenieren. Einer der Hintermänner, ein Auftragsmörder des MIT, wurde nun zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt.

53 Mal lebenslänglich - so lautet das Urteil des Gerichts in Ankara gegen Yusuf Nazik, einen der Hintermänner des Doppelanschlags von Reyhanli. Bei dem Attentat in der Kleinstadt an der syrischen Grenze waren im Mai 2013 offiziellen Angaben nach 52 Menschen getötet worden - lokale Quellen gingen von bis zu 300 Toten aus. Den Anschlag ließ der türkische Geheimdienst MIT inszenieren. Dies war während dem Prozess gegen mehrere Hauptverdächtige von Beteiligten des Anschlags bestätigt worden. Die Türkei hingegen beschuldigte die türkische Gruppierung Avcilar, das Autobomben-Attentat im Auftrag des syrischen Geheimdienstes verübt zu haben. Damaskus bestritt jede Verwicklung.

Die 9. Strafkammer von Ankara befand den 34-jährigen Yusuf Nazik der „Untergrabung der Integrität des Staates” und der „Tötung von 52 Menschen” für schuldig und verhängte eine Strafe von 53 Mal lebenslänglich. Zwei weitere Verdächtige erhielten wegen „Unterstützung einer Terrororganisation” jeweils 15 Jahre Haft.

Verurteilter bei Auslandseinsatz vom MIT „gefasst”

Der heute verurteilte Nazik war im vergangenen September bei einem Auslandseinsatz des türkischen Geheimdienstes in der syrischen Hafenstadt Latakia gefasst und in die Türkei gebracht worden. Im Verhör soll er zum Anschlag von Reyhanli angegeben haben, dass er sich im Auftrag des syrischen Geheimdienstes auf die Suche nach einem geeigneten Anschlagsziel in der Türkei gemacht hätte und der Sprengstoff aus Syrien in die Türkei gebracht worden sei. Das Attentat habe er zusammen mit anderen durchgeführt, soll Nazik bei dem Verhör gesagt haben. In früheren Aussagen anderer Angeklagter war jedoch ein anderer Ablauf geschildert worden.  

Hintergrund

Im Februar 2018 wurden von 33 Angeklagten neun zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. 13 Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen zwischen zehn und 15 Jahren. Die Hauptangeklagten hatten ausgesagt, dass der Anschlag vom MIT geplant worden ist. Bei einer von der Öffentlichkeit ausgeschlossenen Gerichtsverhandlung im August 2014 sagte der Hauptangeklagte Nasır Eskiocak aus, Geheimdienstmitarbeiter hätten ihm den Sprengstoff übergeben: „Ich habe mit Yusuf Nazik und zwei MIT-Mitarbeitern gesprochen. Sie sagten, dass über das Meer Rauschgift kommt, das ich ins Auto verladen und nach Reyhanlı bringen soll. Diese beiden MIT-Angehörigen garantierten mir, dass mir dabei nichts passieren könnte. Ich wusste nicht, dass es sich um Sprengstoff handelt.“ Eskiocak sagte weiter aus, dass er zum Zeitpunkt der Explosion an syrische Oppositionelle ausgeliefert wurde, diese ihn gefoltert und seine Familie mit dem Tod bedroht hätten. Zu Yusuf Nazik erklärte er, dieser habe engen Kontakt mit dem damaligen Justizminister Sadullah Ergin gepflegt.

RedHack veröffentlicht Geheimdienstdokumente

Zwei Wochen nach dem Doppelanschlag veröffentlichte die Hackergruppe RedHack die Faksimile eines Berichtes des Geheimdienstes der Jandarma im Internet. Den Dokumenten zufolge waren die Behörden im Vorfeld der Attentate informiert gewesen. Verantwortlich für die Anschläge war demnach die al-Qaida-nahe al-Nusra-Front.