Laut einer Meldung des Sprachrohrs des AKP-Regimes, der Nachrichtenagentur AA, ist Yusuf Nazik in der syrischen Hafenstadt Latakia gefasst und in die Türkei gebracht worden. In der Meldung wird behauptet, Nazik habe bei seinem ersten Verhör im Jahr 2013 gestanden, den Bombenanschlag in Reyhanlı geplant zu haben. Eine weitere interessante Behauptung der gleichgeschalteten türkischen Medien betrifft den syrischen Geheimdienst. Demnach soll Nazik im Verhör außerdem gestanden haben, dass er sich im Auftrag des syrischen Geheimdienstes auf die Suche nach einem geeigneten Anschlagsziel in der Türkei gemacht hat und der Sprengstoff aus Syrien in die Türkei gebracht worden ist. Den Anschlag habe er zusammen mit anderen durchgeführt, soll der in Antakya geborene Nazik gesagt haben.
Nicht aufgeführt wird in den türkischen Medien, wie diese vermeintliche Aussage zustande gekommen und an die Medien weitergegeben worden ist.
Da in früheren Aussagen anderer Angeklagter ein anderer Ablauf geschildert wurde, werden die türkischen Schlagzeilen als ein neues Szenario des türkischen Geheimdienstes MIT gewertet.
Angeklagte verweisen auf den MIT
In Reyhanlı in der Provinz Hatay waren am 11. Mai 2013 bei einem Bombenanschlag 53 Menschen ums Leben gekommen. Am 23. Februar 2018 wurden von 33 Angeklagten neun zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. 13 Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen zwischen zehn und 15 Jahren.
Im Prozess hatten die Hauptangeklagten ausgesagt, dass der Anschlag vom MIT geplant worden ist. In einer Gerichtsverhandlung im August 2014, bei der die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, hat der Hauptangeklagte Nasır Eskiocak ausgesagt, Geheimdienstmitarbeiter hätten ihm den Sprengstoff übergeben: „Ich habe mit Yusuf Nazik und zwei MIT-Mitarbeitern gesprochen. Sie sagten, dass über das Meer Rauschgift kommt, das ich ins Auto verladen und nach Reyhanlı bringen soll. Diese beiden MIT-Angehörigen garantierten mir, dass mir dabei nichts passieren könnte. Ich wusste nicht, dass es sich um Sprengstoff handelt.“
Enger Kontakt zum damaligen Justizminister
Eskiocak sagte weiter aus, dass er zum Zeitpunkt der Explosion an syrische Oppositionelle ausgeliefert wurde, diese ihn gefoltert und seine Familie mit dem Tod bedroht hätten. Zu Yusuf Nazik erklärte er, dieser habe engen Kontakt mit dem damaligen Justizminister Sadullah Ergin gepflegt.