Im Mai 2013 wurden in der türkisch-syrischen Grenzstadt Reyhanlı (Provinz Antakya) 53 Menschen bei einem Doppelanschlag getötet, der vom türkischen Geheimdienst MIT inszeniert worden war. Dies war während dem Prozess gegen mehrere Hauptverdächtige von Beteiligten des Anschlags bestätigt worden. Vor etwa zwei Wochen meldete die regierungsnahe Nachrichtenagentur Anadolu (AA) die Festnahme eines weiteren Beteiligten: Yusuf Nazik sei bei einer Auslandsoperation des MIT im syrischen Latakia gefasst und an das Polizeipräsidium in Ankara überstellt worden. Der Haftbefehl gegen Nazik erging am gestrigen Montag.
Von 24 Personen, die von Yusuf Nazik laut Angaben der Behörden identifiziert worden seien, hätten sich 14 ebenfalls an dem Anschlag von Reyhanlı beteiligt. Vor Gericht habe der aus Antakya stammende Nazik angegeben, vom türkischen Reuegesetz profitieren zu wollen. Wo er sich derzeit befindet, ist nicht bekannt.
Hintergrund
Im Februar dieses Jahres wurden von 33 Angeklagten neun zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. 13 Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen zwischen zehn und 15 Jahren. Die Hauptangeklagten hatten ausgesagt, dass der Anschlag vom MIT geplant worden ist. Bei einer von der Öffentlichkeit ausgeschlossenen Gerichtsverhandlung im August 2014 sagte der Hauptangeklagte Nasır Eskiocak aus, Geheimdienstmitarbeiter hätten ihm den Sprengstoff übergeben: „Ich habe mit Yusuf Nazik und zwei MIT-Mitarbeitern gesprochen. Sie sagten, dass über das Meer Rauschgift kommt, das ich ins Auto verladen und nach Reyhanlı bringen soll. Diese beiden MIT-Angehörigen garantierten mir, dass mir dabei nichts passieren könnte. Ich wusste nicht, dass es sich um Sprengstoff handelt.“ Eskiocak sagte weiter aus, dass er zum Zeitpunkt der Explosion an syrische Oppositionelle ausgeliefert wurde, diese ihn gefoltert und seine Familie mit dem Tod bedroht hätten. Zu Yusuf Nazik erklärte er, dieser habe engen Kontakt mit dem damaligen Justizminister Sadullah Ergin gepflegt.