Manipulierte Datensätze im Fall Amad Ahmad

Amad Ahmad aus Efrîn saß über zwei Monate unschuldig in der JVA Kleve, wo er bei einem Brand starb. Schon kurz nach Bekanntwerden des Todes gab es Hinweise darauf, die der Selbstmord-Theorie der Behörden widersprechen.

Am 29. September starb Amad Ahmad aus Nordsyrien an den Folgen eines Brandes in einer Zelle in der Justizvollzugsanstalt Kleve, in der er über Monate unrechtmäßig festgehalten wurde. Schon kurz nach Bekanntwerden des Todes verstrickten sich die Behörden in Widersprüche, was die Haft- und Brandumstände anbelangt. Der Kurde aus Efrîn war nach Angaben des Innenministeriums zufolge mit einem in Hamburg gesuchten Straftäter aus dem westafrikanischen Mali „verwechselt“ worden, beide Männer seien unter dem Namen „Amed Amed“ geführt. Recherchen von „Monitor“ und „Westpol“ lassen nun weitere Zweifel an der offiziellen Version aufkommen. Die Datensätze, die zur Verhaftung des 26-jährigen Amad führten, sind offenbar nachträglich gezielt manipuliert worden.

Einem Schreiben des LKA Hamburg zufolge hätte es bei einer Datenabfrage am 6. Juli 2018, dem Tag der Verhaftung Amad Ahmads, „keinen Treffer auf den Datensatz geben dürfen“. Bislang war behauptet worden, durch einen solchen sei er mit dem gesuchten Malier verwechselt worden. Laut BKA habe diese Datenüberschneidung zu diesem Zeitpunkt noch nicht existiert. Abfrageprotokolle aus der Polizeidatenbank „Inpol“, die den Redaktionen von „Monitor“ und „Westpol“ vorliegen, stimmen mit der Darstellung des Innenministeriums nicht überein.   

Auch das Bundeskriminalamt habe bei seinen Ermittlungen in dem Fall die Abfrageergebnisse zum entsprechenden Datum nachvollzogen und könne keine Verbindung zwischen Amad Ahmad und dem Malier herstellen. Aus den Ermittlungsakten geht vielmehr hervor, dass der Codename „Amed Amed“ dem Malier erst nachträglich zugeordnet wurde, nämlich drei Tage nach der Verhaftung von Amad Ahmad.

Die IT-Expertin Annette Brückner analysierte im Auftrag von „Monitor“ die Dokumente und erklärte, dass sie von „vorsätzlicher Manipulation“ ausgehe. Demnach wurde der Name „Amed Amed“ für den Malier gar nicht neu angelegt, vielmehr soll ein bereits existierender Aliasname gelöscht und ersetzt worden sein. Brückner hält einen Systemfehler oder ein Versehen für ausgeschlossen: „Hier sind ganz gezielt mehrere Einzeleinträge verändert worden. Von daher gehe ich davon aus, dass es eine vorsätzliche Veränderung, also vorsätzliche Manipulation dieses Datensatzes war, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.“