London: Aleviten protestieren gegen Begnadigung von Sivas-Täter

Vor der türkischen Botschaft in London haben Aleviten gegen die Begnadigung eines Verantwortlichen für das Sivas-Massaker 1993 protestiert. Ahmet Turan Kılıç ist von Erdoğan begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen worden.

Die Britische Alevitische Organisation veranstaltete am Donnerstag vor der türkischen Botschaft in London eine Protestkundgebung gegen die Begnadigung von Ahmet Turan Kılıç, einem der Täter des Sivas-Massakers von 1993.

Am 2. Juli 1993 waren in Sivas (kurdisch Sêwas) 33 Teilnehmer*innen eines alevitischen Festivals sowie zwei Mitarbeiter*innen des Madımak-Hotels, in dem die Veranstaltung stattfand, durch ein Pogrom ermordet worden. Der Anschlag erfolgte aus einem islamistisch motivierten Mob heraus, der sich im Laufe des Tages vor dem Hotel versammelte und anschließend den Brand im Hotel bejubelte und die Flucht der Menschen aus dem Feuer verhinderte. Bei dem von Erdoğan begnadigten Ahmet Turan Kılıç handelt es sich um einen der Hintermänner des Massakers. Er war 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Bei dem Protest vor der türkischen Botschaft wurden die Parolen „Wir vergeben weder den Brandstiftern, noch denen, die ihre Weste reinwaschen“, „Mörder Erdoğan“ und „Der Tag wird kommen, die Zeiten werden sich ändern und die AKP wird dem Volk Rechenschaft ablegen“ gerufen und Bilder der Opfer des Massakers gezeigt. Die Aktivist*innen wollten einen schwarzen Kranz vor der Botschaft ablegen, wurden daran jedoch von der Polizei auf Anordnung des türkischen Konsulats gehindert.

Redner*innen wiesen über die seit Jahrhunderten andauernde Verfolgung von Alevit*innen hin und forderten die Aufhebung der Begnadigung. Die Entscheidung Erdoğans sei keine juristische, sondern eine politische. Das Verhalten der Regierung zeige deutlich, dass sie an der Seite der Mörder stehe.