Anlässlich des 20. Jahrestages der Verschleppung des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan auf die türkische Gefängnisinsel Imrali am 15. Februar 1999 fand am Samstag in der französischen Stadt Straßburg eine Großdemonstration statt. Die Politikerin Leyla Güven, die am 7. November einen unbefristeten Hungerstreik für die Aufhebung der Isolationshaftbedingungen Öcalans aufnahm, sandte eine Videobotschaft an die Demonstration. Auch der seit 88 Tagen im südkurdischen Hewlêr (Erbil) hungerstreikende HDP-Aktivist Nasır Yağız schickte eine Botschaft nach Straßburg. Beide bekräftigten, an ihrer Aktion festzuhalten, solange keine Bedingungen geschaffen werden, in denen der PKK-Gründer Öcalan frei leben und arbeiten kann.
Leyla Güven begrüßte zunächst die Kurdinnen und Kurden in Europa, deren Solidaritätsaktionen ihr viel Kraft gaben: „Ich grüße meine Freund*innen und Genoss*innen, die Tausende Kilometer fernab ihrer Heimat leben und in dieser Phase keinen Fußbreit von ihrem Patriotismus abwichen, mit dem Widerstandsgeist des Kerkers von Amed. Die Situation all derer, die sich in allen vier Teilen Kurdistans, in den Gefängnissen der Türkei und in Straßburg an dem Hungerstreik beteiligen und mir beistehen, hat eine kritische und bedeutende Phase erreicht. Durch diese Aktion hat die Weltöffentlichkeit erfahren, dass die Isolation durchbrochen werden muss. Den größten Beitrag hierfür leistete unser Volk in Europa. Ich glaube fest daran, dass unsere Aktion Erfolg haben wird“.
Solange die Isolation anhält, wird niemand frei sein
Weiter sagte Leyla Güven, die sich seit 101 Tagen im Hungerstreik befindet: „Solange die Isolation weiter anhält, werden wir niemals frei sein. Die Freiheit von uns allen liegt auf Imrali in Isolation. Die Frauen, die Jugend, die gesamte kurdische Gesellschaft und die Völker der Türkei und des Mittleren Ostens sind dieser Isolation ausgesetzt. Mit unserer Aktion haben wir versucht, diese Tatsache begreiflich zu machen. Ich hoffe, dass die Absichten dahinter richtig verstanden werden und sich der Riegel, der den Frieden für den Mittleren Osten unter Verschluss hält, geöffnet wird.
Widerstand statt Trauer
Wir durchleben schwierige Zeiten, doch wir sind Kämpferinnen und Kämpfer einer legitimen Sache. Es ist ein Kampf für die Menschlichkeit. Und es ist ein Kampf für die Freiheit. Wir haben den Preis dafür gezahlt und werden es auch weiterhin. Aus diesem Grund möchte ich nicht, dass unser Volk Trauer empfindet. Möglicherweise werden einige von uns auf diesem Weg fallen, wichtiger ist aber, dass wir unsere Aktion ins Ziel tragen. Die Zielgerade ist nah, wir stehen kurz davor, sie zu erreichen. Ich wünsche, dass eure Moral hoch ist. Denn uns wurde es so beigebracht. Eben deshalb muss jeder an diesem Widerstand festhalten und darf nicht von den Straßen weichen, solange die Isolation nicht durchbrochen ist. Bis zum heutigen Tag haben wir durch Widerstand gesiegt, diese Tatsache wird sich nicht ändern. Wir werden uns durchsetzen und wir werden gewinnen“.
Yağız: Unser Kampf wird die Isolation durchbrechen
Ähnlich klang auch die Botschaft des hungerstreikenden Aktivisten Nasır Yağız. Er forderte, das öffentliche Leben zum Stillstand zu bringen. Ob die Widerstandsbewegung ihre Ziele erreicht, liege in der Hand des kurdischen Volkes, sagte Yağız. „Alle sollten wissen; solange das kurdische Volk keine Informationen zur Situation Abdullah Öcalans erhält und Gespräche mit ihm nicht stattfinden, wird unser Widerstand weitergehen. Denn nur so kann Frieden erreicht werden. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, damit die Abdullah Öcalan auferlegte Isolation aufgehoben wird. Es ist die Zeit des Widerstands, der Aktionen und der Auflehnung. Jeder muss aktiv werden“, forderte Yağız.