Kurdischer Politiker Selim Sadak festgenommen

Der ehemalige DEP-Abgeordnete Selim Sadak ist in Amed festgenommen worden. Gegen den 65-Jährigen liegt im Rahmen der seit einer Woche andauernden HDP-Operation eine Anordnung zur Festnahme vor.

Der kurdische Politiker Selim Sadak ist am Montag in der nordkurdischen Metropole Amed (Diyarbakir) festgenommen worden. Wie es heißt, liegt gegen den 65-Jährigen auf Betreiben des türkischen Innenministeriums eine Anordnung zur Festnahme vor. Vor einer Woche waren in Amed sowie in Mêrdîn (Mardin) und Wan (Van) die Oberbürgermeister Adnan Selçuk Mızraklı, Ahmet Türk und Bedia Özgökçe Ertan abgesetzt und durch regierungsnahe Zwangsverwalter ersetzt worden. Zeitgleich wurden bei Razzien und Durchsuchungen mindestens 418 politische Aktivist*innen in 29 Provinzen, darunter zahlreiche HDP-Mitglieder, festgenommen. Weitere Festnahmen waren zu dem Zeitpunkt nicht erfolgt, da sie gesuchten Personen nicht angetroffen wurden. Selim Sadak befand sich ebenfalls außerhalb seines Wohnortes, da er sich im Rahmen seiner politischen Aktivitäten als Mitglied des Vorstandsrats des Demokratischen Gesellschaftskongresses (DTK) in der Provinz Semsûr (Adıyaman) aufhielt. Heute hat sich Sadak zu einer Anhörung ins Gericht begeben. Dort wurde er in Gewahrsam genommen und an die Antiterror-Zentrale in der Polizeidirektion überstellt.

Der ehemalige DEP-Abgeordnete und Bürgermeister von Sêrt (Siirt) Selim Sadak war zuletzt im März dieses Jahres wegen einer Rede, die er auf einer Wahlkundgebung der HDP in Wêranşar (Viranşehir) gehalten hatte, wegen Terrorvorwürfen inhaftiert worden. Nach knapp fünf Wochen wurde er gegen Meldeauflagen aus dem Gefängnis entlassen. 1994 wurde Sadak gemeinsam mit seinen Fraktionskolleg*innen Leyla Zana, Orhan Doğan und Hatip Dicle zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem Zana drei Jahre zuvor bei ihrer Vereidigung im türkischen Parlament auch kurdisch sprach. Die Politikerin hatte den Loyalitätseid in türkischer Sprache abgelegt, allerdings in kurdischer Sprache hinzugefügt: „Es lebe die türkisch-kurdische Geschwisterlichkeit.“ Nach zehn Jahren Haft wurden die Politiker*innen 2004 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.