Kurdischer Buchautor Ali Poyraz nach Festnahme im Hungerstreik

Ali Poyraz ist einer von sieben kurdischen Aktivist:innen, die in London nach dem britischen Antiterrorgesetz in Polizeihaft sind. Der Buchautor war bereits in der Türkei über zwanzig Jahre im Gefängnis und ist in einen Hungerstreik getreten.

Als „Terrorist“ in London festgenommen

Der kurdische Aktivist und Buchautor Ali Poyraz ist nach seiner Festnahme in London in einen Hungerstreik getreten. Poyraz war am Mittwoch zeitgleich mit sechs weiteren Aktivist:innen wegen vermeintlicher Verbindungen zur PKK nach dem britischen Antiterrorgesetz festgenommen worden. Seine und weitere Wohnungen sowie das Kurdish Community Center im Stadtteil Haringey wurden von der Polizei durchsucht und tagelang besetzt. Die anderen Wohnungen sind nach drei Tagen freigegeben worden, bis dahin hatten die nicht festgenommenen Bewohner:innen keinen Zugang. Die Familie Poyraz durfte auch nach drei Tagen nicht zurück in ihre Wohnung.

Traumatisierender Polizeieinsatz

Bei der Razzia am 27. November ist die Wohnung der Familie Poyraz mit einem Rammbock aufgebrochen worden. Der 15-jährige Sohn Rubar wurde von drei Polizisten überwältigt und auf den Boden geworfen. Seine Schwester Dijle Poyraz sagt, dass er immer noch unter Schock steht und psychologische Hilfe benötige: „Rubar ist in England geboren und aufgewachsen. Er kannte solche Vorfälle bisher nur aus Erzählungen. Jetzt war er zum ersten Mal einer brutalen und gewalttätigen Behandlung ausgesetzt. Drei Polizisten haben sich auf ihn gestürzt. Erst als meine Mutter schrie, dass er noch ein Kind ist, haben sie von ihm abgelassen. Unter den Polizisten sollen auch Türken gewesen sein.“

Mein Vater ist kein Terrorist“

Dijle Poyraz studiert Psychologie im zweiten Semester. Sie sei einfach nur wütend, sagte die junge Kurdin: „Was die Polizei und der Staat tun, ist unmenschlich. Anstatt zu klingeln, brechen sie die Tür mit einem Rammbock auf. Ihr Umgang mit uns ist nicht tragbar. Sie wenden psychologische Gewalt an. Meine Mutter und mein Vater leben seit zwanzig Jahren in diesem Land und haben keine Vorstrafen. Mein Vater ist kein Terrorist, er ist Schriftsteller und kämpft für die Anerkennung der Kurden. Dass die Polizei uns in den Medien als Terroristen darstellt, ist unethisch. Bei Terroristen denken wir an den IS, gegen den unser Volk und damit auch mein Vater gekämpft haben. Wir kämpfen für die Menschenrechte.“

Ali Poyraz

Über zwanzig Jahre im Gefängnis

Ali Poyraz ist nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 in der Türkei verhaftet worden und hat über 21 Jahre im Gefängnis verbracht. Er kam 2002 frei. Seine Foltererfahrungen und seine Aufzeichnungen aus der Haft finden sich in seinem Buch „21 Jahre und vier Monate“ wieder. Das im vergangenen Jahr erschienene Buch „Unser Ciwan“ handelt von einem jungen Kurden, der in Frankreich lebt und nach Kurdistan geht.

Drei Geschwister von Ali Poyraz, seine jüngeren Schwestern Rahşan und Handan sowie sein älterer Bruder Hüseyin Poyraz, sind im kurdischen Freiheitskampf ums Leben gekommen.