Kurdisch-belutschische Kundgebung vor UN in Genf

Kurdische und belutschische Aktivist:innen haben gemeinsam vor dem UN-Gebäude in Genf für ihre Rechte demonstriert. Gefordert wurde unter anderem die Freilassung von Abdullah Öcalan und allen politischen Gefangenen.

Vor dem UN-Sitz in Genf haben kurdische und belutschische Organisationen eine gemeinsame Kundgebung abgehalten. Die Kurdische Gemeinde in der Schweiz (CDK-S) hält seit Anfang 2021 jeden Mittwoch eine Mahnwache für die Freiheit von Abdullah Öcalan vor dem Gebäude der Vereinten Nationen ab, die Organisationen Baloch Peoples Congress, Baloch Voice Association und Voice for Baloch Missing Persons fordern seit Montag in einer dreitägigen Aktion Aufmerksamkeit für Belutschistan von den UN ein.


Die Mahnwache begann wie jeden Mittwoch mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes. Heute wurde an Zîlan (Zeynep Kınacı) erinnert, die sich vor 27 Jahren in einer türkischen Militäreinheit in Dersim in die Luft sprengte und damit ein Fanal für die kurdische Freiheitsbewegung setzte.

Für die Kurdische Gemeinde Genf hielt der Ko-Vorsitzende Mehmet Latif Çelebi eine Ansprache, in der auf die Vierteilung Kurdistans durch den Vertrag von Lausanne vor hundert Jahren einging. Çelebi sagte, dass Kurdinnen und Kurden seit dreißig Monaten vor dem UN-Gebäude gegen die Isolation von Abdullah Öcalan protestieren und ihre Geduld inzwischen überstrapaziert ist. In seiner Rede kritisierte Çelebi, dass internationale Organisationen die rechtswidrige Isolation ignorieren. Von Abdullah Öcalan, der seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali festgehalten wird, und seinen drei Mitgefangenen gibt es seit März 2021 kein Lebenszeichen mehr. Der UN-Menschenrechtsausschuss hat die Türkei bereits im vergangenen Jahr aufgefordert, Öcalan sofortigen Zugang zu seinem Rechtsbeistand zu gewähren. Çelebi sagte, dass die Freiheit der Kurdinnen und Kurden in direktem Zusammenhang mit der Freiheit Öcalans stehe. Der PKK-Gründer gilt als kurdischer Vordenker und Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage.

Danach hielt Munir Mengal eine Rede. Mengal ist Präsident der NGO Baloch Voice Association mit Sitz in Paris und sagte in seiner Ansprache, dass Kurd:innen und Belutsch:innen historisch dasselbe Schicksal teilen. Belutschistan liegt auf pakistanischem und iranischen Staatsgebiet und Mengal erklärte, dass sein Land wie Kurdistan besetzt sei. Er forderte die Freilassung von Abdullah Öcalan und aller politischen Gefangenen. Das sei einer der Gründe, warum die belutschischen Organisationen vor dem UN-Sitz demonstrierten. „Heute sind wir hier zusammengekommen, um als Kurden und Belutschen unsere gemeinsamen Forderungen zur Sprache zu bringen“, so Munir Mengal.

Eine weitere Rednerin war Prof. Naela Quadri Baloch, Sprecherin des Exilparlaments „Baloch Peoples Congress“. Sie zeigte auf Bilder der 2013 in Paris ermordeten Kurdinnen Sakine Cansız, Leyla Şaylemez und Fidan Doğan und sagte, dass die kämpfenden kurdischen Frauen ihre Schwestern seien. Die belutschische und kurdische Kampfgeschichte weise Ähnlichkeiten auf und die beiden Geschwistervölker müssten auf internationaler Arena zusammenarbeiten, so Naela Quadri Baloch.

Nach den Reden hielten die Anwesenden einen Sit-In ab.