Kunstschaffende protestieren vor Kulturministerium in Paris

Kurdische Kunstschaffende haben mit einem Foto des in Paris erschossenen Sängers Mîr Perwer vor dem französischen Kulturministerium die lückenlose Aufklärung des Anschlags auf das Ahmet-Kaya-Kulturzentrum gefordert.

Kurdinnen und Kurden gehen in Paris weiter auf die Straße, um eine lückenlose Aufklärung des Anschlags auf das Ahmet-Kaya-Kulturzentrum, ein kurdisches Restaurant und einen kurdischen Friseurladen am 23. Dezember zu fordern. Nachdem am Mittwoch eine Protestaktion in der Nähe des Justizministeriums stattgefunden hat, sind kurdische Kunstschaffende heute mit einem Transparent mit einem Foto des ermordeten Musikers Şirîn Aydın, der unter seinem Künstlernamen Mîr Perwer bekannt ist, vor das Kulturministerium gezogen. Auf dem Transparent der kurdischen Kulturbewegung TEV-ÇAND stand auf Kurdisch und Französisch: „Ein in sein Land verliebter freier Sänger – Mîr Perwer“.

Die teilnehmenden Musiker:innen hatten ihre Instrumente dabei und legten Blumen vor dem Ministerium nieder. Deza Amed gab im Namen der Kunstschaffenden eine Erklärung ab, in der er auf die faschistischen Angriffe auf kurdische Musiker:innen in der Türkei einging: „Wir werden getötet und eingesperrt, weil wir Lieder singen.“

Aus diesem Grund flüchteten viele Kunstschaffende nach Europa, um politisches Asyl zu beantragen, so Deza weiter: „Eine von ihnen war Mîr Perwer, aber der faschistische Terror ist auch nach Europa gekommen und er wurde erschossen.“

Die Kunstschaffenden forderten die vollständige Aufklärung des Anschlags und staatlichen Schutz für Kurdinnen und Kurden in Frankreich und riefen zur weltweiten Solidarität mit dem kurdischen Volk auf. Danach wurde gemeinsam das kurdische Marschlied „Herne Pêş“ (deutsch in etwa: Nach vorn) gesungen. Zum Abschluss riefen die Teilnehmenden: „Şehîd namirin“ (Die Gefallenen sind unsterblich).

Der zweite Anschlag von Paris

Bei dem Anschlag am vergangenen Freitag sind neben Mîr Perwer auch Evîn Goyî (Emine Kara), KCK-Exekutivratsmitglied, YPJ-Veteranin im Kampf gegen den IS und führende Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung, sowie der langjährige Aktivist Abdurrahman Kızıl ermordet worden. Die Beerdigungen sollen in Kurdistan stattfinden, bisher sind die Leichen von den französischen Behörden nicht freigegeben worden. Drei weitere Menschen wurden bei dem bewaffneten Angriff verletzt.

Der Täter William Mallet wurde wegen mehrfachem Mord und Mordversuch aus rassistischen Motiven verhaftet. Die kurdische Gemeinschaft sowie viele Politiker:innen und Vertreter:innen verschiedener Organisationen sprechen sich gegen die These eines verwirrten Einzeltäters aus und fordern, dass die für terroristische Straftaten zuständige Staatsanwaltschaft die Ermittlungen führt.

Bei dem Angriff handelt es sich um den zweiten gezielten Anschlag auf Kurd:innen in Paris. Vor zehn Jahren, am 9. Januar 2013, wurden Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez im nahegelegenen Informationszentrum Kurdistan von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes MIT erschossen. Für den Dreifachmord ist bis heute niemand bestraft worden, der inhaftierte Täter starb unter mysteriösen Umständen kurz vor Prozessbeginn. Das Attentat wird bis heute von Frankreich als Staatsgeheimnis behandelt. Am 23. Dezember sollten im Ahmet-Kaya-Kulturzentrum die Aktivitäten zum Jahrestag des politischen Attentats besprochen werden. Da sich der Beginn des Treffens verzögerte, befanden sich viele Menschen im Eingangsbereich.