Kundgebung in Nürnberg: „Bijî berxwedana gerîla“ – Türkischen Drohnenterror stoppen!
In Nürnberg wurde gegen die Eskalation der türkischen Gewalt in Südkurdistan protestiert.
In Nürnberg wurde gegen die Eskalation der türkischen Gewalt in Südkurdistan protestiert.
Zahlreiche Menschen versammelten sich heute in der Innenstadt Nürnbergs, um gegen die Eskalation der Gewalt in Südkurdistan zu protestieren. Auf Deutsch wurden die Passanten informiert über die jüngsten Ereignisse in der Kurdistan-Region Irak (KRI) und wie sich die dortige Barzanî-Regierung und die von ihr kontrollierte „Demokratische Partei Kurdistans“ (PDK) zum Handlanger des faschistischen Erdoğan-Regimes macht und den türkischen Geheimdienst MIT frei in ihrem Hoheitsgebiet gewähren lässt. Wer sich für das Selbstbestimmungsrecht der Kurd:innen einsetzt, gelte mittlerweile als Freiwild, so ein Sprecher.
Seit September 2021 seien bereits sechs Menschen bei gezielten Attentaten ermordet worden. Es gab keine Ermittlungen, doch in allen Fällen gelte eine türkische Mittäterschaft als wahrscheinlich.
Am letzten Montag erst wurde in Hewlêr (Erbil) Deniz Cevdet Bülbün, ein Vertreter des Nationalkongress Kurdistan (KNK), hinterhältig ermordet. Dieser Angriff sei offensichtlich eine Folge des Besuchs des türkischen Außen- und Kriegsministers Hakan Fidan, der eine härtere Gangart gegen kurdische Politiker:innen einleitete, die sich gegen die türkische Besatzung positionieren.
In Silemanî kam es zu einem Drohnenangriff auf einen Flughafen, bei dem drei Peschmerga-Mitglieder ums Leben kamen. Und bei einem türkischen Luftangriff in der ezidischen Stadt Şengal wurden drei Mitglieder der lokalen Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) getötet. Die YBŞ gründeten sich 2014 nach dem vom IS verübten Völkermord an den Ezid:innen und seien deshalb für den türkischen Staat, der mit den Islamisten kooperiert, immer wieder Ziel von Anschlägen.
Verlegung schwerer Waffen in Guerillagebiete
Auch die Verlegung schwerer Waffen in die Guerillagebiete der südkurdischen Region Bradost und der PDK-Angriff auf Stellungen der Freiheitsguerilla wurden thematisiert. In den Redebeiträgen wurde kritisiert, dass es der Türkei gelungen ist, die kurdische Autonomieregion im Nordirak unter ihre Kontrolle zu bringen und dass das Barzanî-Regime sich aufgrund von wirtschaftlichen und politischen Interessen zum Handlanger der kurdenfeindlichen Politik der türkischen Besatzungsmacht macht. Damit schüre Ankara bewusst einen innerkurdischen Konflikt.
Immer wieder habe die PKK vor einem kurdischen „Bruderkrieg“ gewarnt und blieb während der ganzen Zeit erstaunlich geduldig und immer verhandlungsbereit. Betont wurde, dass die Eskalation der Gewalt des türkischen Staates nur möglich sei, weil die internationale Gemeinschaft die Angriffe durch ihr Schweigen billigt. Die türkische Luftwaffe kann den Luftraum über den kurdischen Siedlungsgebieten nur mit Erlaubnis der NATO und Russlands nutzen.
Man wies auch auf die internationalen Folgen der anhaltenden Angriffe hin: Sie forderten nicht nur zahlreiche zivile Opfer, sondern es komme auch zur nachhaltigen Destabilisierung der Region. Dschihadistische Organisationen wie der IS würden das durch die türkischen Angriffe entstandene Chaos nutzen, um sich neu zu organisieren und wieder zu einer Gefahr für die ganze Welt zu werden. Die Staatengemeinschaft wurde aufgefordert, den Luftraum über den kurdischen Gebieten im Nordirak und Nordsyrien für die türkische Armee sofort zu sperren.
Lückenlose Aufklärung des Mordes an Deniz Cevdet Bülbün
Darüber hinaus müsse die von der Barzanî-Familie geführte PDK ihre politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat beenden und sich der kurdischen Gesellschaft für ihre Mitschuld an den Verbrechen gegen die Bevölkerung Kurdistans verantworten. Die lückenlose Aufklärung des Mordes an Deniz Cevdet Bülbün wäre dazu ein erster wichtiger Schritt. An die Adresse der Zentralregierung in Bagdad ging die Forderung, den Mord an Bülbün mit allen politischen, diplomatischen und juristischen Mitteln unverzüglich aufzuklären.
„Jin, Jiyan, Azadî“
Die Redebeiträge wurden immer wieder unterbrochen von lautstarken Parolen der mehrheitlich jugendlichen Teilnehmer:innen der Kundgebung, wie zum Beispiel: „Bijî berxwedana gerîla“ (Es lebe der Widerstand der Guerilla), „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit), „Bê Serok Jiyan nabe“ (Kein Leben ohne den Vorsitzenden) oder „Bijî Serok Apo“.