Am 7. Januar 2005 starb Oury Jalloh in einem Dessauer Polizeirevier. Um Gerechtigkeit und die Aufklärung seiner Todesumstände zu fordern, hatten die Black Community Koalition für Gerechtigkeit & Selbstverteidigung und Freunde von Oury Jalloh Hamburg zu einer Kundgebung vor der Davidwache auf St. Pauli aufgerufen.
Der Sierra Leoner Oury Jalloh war Vater eines einjährigen Kindes. Am Abend des 7. Januar 2005 soll er sich laut Polizei an Händen und Füßen gefesselt in einer Zelle selbst angezündet haben. Doch Sachverständige wie Brandgutachter*innen und Mediziner*innen bestätigten später, dass dies unmöglich war.
Oury Jalloh: Das war Mord
Seit vielen Jahren fahren Menschen aus der ganzen Bundesrepublik im Januar nach Dessau, um zu fordern, dass die Todesumstände Oury Jallohs aufgeklärt werden. Aufgrund der Covid-19-Pandemie war das dieses Jahr nicht möglich. Daher hatten verschiedene Initiativen zu dezentralen Aktionen aufgerufen. Erstaunlich viele Menschen, mehrere hundert, waren vor der Davidwache zusammengekommen, um Gerechtigkeit für Oury Jalloh zu fordern. Die Kundgebung begann damit, dass die Namen vieler Menschen, die in der Bundesrepublik und insbesondere in Hamburg und Norddeutschland durch Polizeieinsätze zu Tode gebracht worden waren, gerufen wurden. Die Menge antwortete nach jedem Namen: „Das war Mord“.
Ende von Racial Profiling
Im Februar 2016 wurde Yaya Jabbie verhaftet und in Untersuchungshaft getötet, was ohne nachvollziehbare Untersuchungen einfach als Selbstmord bezeichnet wurde. 2004 starb ebenfalls am 7. Januar in Bremen Laye-Alama Condé, nachdem man ihm gewaltsam Brechmittel gegeben hatte, obwohl schon im Dezember 2001 Achidi John verhaftet und im UKE durch die Brechmittel-Foltermethode getötet worden war. „Bremen hat sich bei der Familie von Laye-Alama Condé entschuldigt und die Brechmittelgabe nachträglich als großen Fehler bezeichnet, während Klaus Püschel, der in Hamburg verantwortlich war, gerade unbehelligt in den Ruhestand gegangen ist“, so einer der Redner.
Die Hamburger Künstlerin Asmara trat unter großem Applaus auf. Verschiedene Redner*innen forderten ein Ende von Racial Profiling und ein Bleiberecht für die Lampedusa-Geflüchteten in Hamburg.
Oury Jalloh hatte einen Schädelbasisbruch
Seit nunmehr 15 Jahren kämpfen Freunde von Oury Jalloh für die Aufklärung der Todesumstände. Nachträglich wurde festgestellt, dass Oury Jalloh einen Schädelbasisbruch hatte, da er vermutlich von Polizisten zu Tode geprügelt worden war, die später ihr Verbrechen zu vertuschen versuchten.
Der Mord an Oury Jalloh ist nicht der einzige ungeklärte im Dessauer Polizeirevier – bereits 1997 wurde Hans-Jürgen Rose von Polizeibeamten zu Tode gefoltert und Mario Bichtemann 2002 in der gleichen Zelle Nr. 5 des gleichen Polizeireviers zu Tode geprügelt.
Der Ort der gestrigen Kundgebung auf St. Pauli war auch kein Zufall. Eine „Task Force“ für Drogen agiert seit April 2015 mit Schwerpunkteinsätzen in den Hamburger Stadtteilen St. Pauli, St. Georg und dem Schanzenviertel und wurde sogar schon wegen illegaler Racial-Profiling-Praxis verurteilt. „Die berühmteste Polizeiwache Hamburgs ist ein Wahrzeichen für gewalttätige repressive und kriminalisierende Maßnahmen, die von der Hamburger Justiz meist stillschweigend sanktioniert werden. Hier haben Brutalität und Profiling gegen Schwarze Menschen in Hamburg eine besondere ‚Heimat‘“, heißt es in dem Aufruf für die Kundgebung.