Der politische Gefangene Mehmet Ali Çelebi ist gestorben. Der Siebzigjährige erlag am Samstag in einem Krankenhaus in Istanbul-Başakşehir seiner schweren Krebserkrankung, wie Angehörige mitteilten. Jahrelang hatten sie vergeblich versucht, eine vorzeitige Haftentlassung für Çelebi zu erreichen. Am Ende wog er nur noch 56 Kilogramm.
Der seit 28 Jahren inhaftierte Gefangene litt unter anderem an Leukämie, Bluthochdruck, verminderter Sehfähigkeit infolge eines Schlaganfalls und Nierenschwäche. Erst vor zehn Tagen wurde Çelebi, der zwischenzeitlich aus Bolu in das Gefängnis Sincan in Ankara verlegt worden war, aus der Haft entlassen und direkt in ein Krankenhaus eingeliefert. Bei der Untersuchung wurden Metastasen in der Lunge festgestellt. Weil sich sein Zustand rapide verschlechterte, befand er sich seit Dienstagabend auf der Intensivstation.
Laut den jüngsten Zahlen des Menschenrechtsvereins IHD sind derzeit 1.564 kranke Gefangene in türkischen Gefängnissen inhaftiert, von denen 590 lebensbedrohlich krank sind. 2020 sind 27 kranke Gefangene in Haft gestorben, im Jahr davor waren es 30. Seit die AKP 2002 an die Macht gekommen ist, sind weit mehr als 2.500 Menschen in Haft verstorben. Im ersten Quartal dieses Jahres starben dreizehn Gefangene, von denen zwei schwerkrank waren. Die Zahlen dokumentieren die dramatische Lage in den Gefängnissen der Türkei.
Der Fall Mehmet Emin Özkan
Insbesondere die Lage des 83-jährigen Mehmet Emin Özkan, der seit 25 Jahren unschuldig in Haft sitzt und trotz diverser Krankheiten nicht entlassen wird – darunter fallen unter anderem ein Aneurysma im Gehirn, Bluthochdruck, eine Schilddrüsenerkrankung, eine Alzheimer-Demenz, die zu Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Desorientierung führt, Gehörverlust, Atemschwäche, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung und die Folgen von sechs überlebten Herzinfarkten – verdeutlicht, dass die verweigerte Entlassung von kranken Gefangenen de facto eine Form der Rache des türkischen Staates am politischen Gegner darstellt.