Kerman-Anschlag: Iran korrigiert Zahl der Todesopfer auf 84

Einen Tag nach dem Anschlag auf einer Gedenkfeier für den getöteten General Ghassem Soleimani in Kerman hat der iranische Rettungsdienst die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. Es seien 84 Tote und 284 Verletzte zu beklagen.

Einen Tag nach dem schweren Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman hat der Rettungsdienst Irans die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. Es seien 84 Tote und 284 Verletzte zu beklagen, sagte der Vorsitzende des nationalen Rettungsdienstes, Dschafar Miadfar, am Donnerstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer am Mittwoch zunächst mit 103 angegeben, Gesundheitsminister Bahram Eynollahi korrigierte sie am Abend dann auf 95. Rettungsdienst-Chef Miadfar begründete die Verwirrung um die Opferzahlen mit dem verheerenden Zustand, in dem sich einige Leichen nach den Explosionen befunden hätten.

Am vierten Todestag des iranischen Generals Ghassem Soleimani ereigneten sich in dessen Heimatstadt Kerman nahe der Grabstätte am Mittwoch zwei schwere Explosionen. Die Regierung in Teheran sprach von einer Terrorattacke. Die Bundesregierung und die EU verurteilten den Anschlag als Akt des Terrors. Es war die tödlichste Attacke in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik Iran.

Die Hintergründe des Anschlags sind noch unklar. Einflussreiche Hardliner in Iran machten aber bereits einen Schuldigen aus und gaben Israel die Schuld an den Explosionen. Es gebe viele Gründe anzunehmen, „dass die Zionisten (Israel) in die terroristischen Explosionen verwickelt waren“, hieß es in einem Leitartikel der erzkonservativen Zeitung „Keyhan“. Die Autoren forderten schnelle Rache für die Attacke. Andernfalls könnte sich ein Anschlag in der Hauptstadt Teheran wiederholen, lautete eine Warnung in dem Artikel.

Auch Präsidentenberater Mohammad Dschamschidi machte Israel, aber auch die USA für den Anschlag verantwortlich. „Washington sagt, die USA und Israel hätten keine Rolle bei dem Terroranschlag in Kerman, Iran, gespielt. Wirklich?“, schrieb Dschamschidi am Mittwoch im Onlinedienst X. Die „Verantwortung für dieses Verbrechen“ liege „bei den USA und dem zionistischen Regime und der Terrorismus ist nur ein Werkzeug“.

Die US-Regierung wies entsprechende Behauptungen zurück. „Die Vereinigten Staaten waren in keiner Weise beteiligt“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch in Washington. „Jede gegenteilige Behauptung ist lächerlich.“ Man habe außerdem keinen Grund zu der Annahme, dass Israel an den Explosionen beteiligt gewesen sei, so Miller. Den Opfern und ihren Angehörigen sprach er Mitgefühl aus.

Wer war Ghassem Soleimani?

Ghassem Soleimani war Kommandant der Al-Quds-Brigaden und wurde im Januar 2020 im Alter von 62 Jahren bei einem vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump angeordneten Drohnenangriff am Flughafen in Bagdad getötet. Der General gehörte sowohl in Iran als auch im Ausland zu den wichtigsten Persönlichkeiten Teherans. Er leitete die iranischen Auslandsoperationen und spielte eine wichtige Rolle beim wachsenden iranischen Einfluss im Nahen und Mittleren Osten.

Unter anderem stärkte Soleimani das Band zwischen der libanesischen Hisbollah, dem syrischen Assad-Regime und den Milizen in Iran. Die von ihm kommandierten Al-Quds-Brigaden pflegen außerdem enge Beziehungen mit der Hamas und dem Islamischen Dschihad in Palästina und den Huthi-Rebellen im Jemen. Soleimani führte Zellen der Al-Quds-Brigaden im Libanon, in Aserbaidschan, Afghanistan, Bahrein, Syrien, Jemen, Indien und der Türkei.

1998 trat Soleimani an die Spitze der Al-Quds-Brigaden. Seitdem versuchten westliche, israelische und arabische Geheimdienste ihn zu töten. Nach einer Bewertung des ehemaligen CIA-Analysten Kenneth Pollack aus dem Jahr 2017 war Soleimani für die Schiiten im Nahen und Mittleren Osten „eine Mischung aus James Bond, Erwin Rommel und Lady Gaga“. Von der Times wurde er zu einer der hundert wichtigsten Personen der Welt gekürt. Im Iran wurde er von seinen Anhängern wie ein Star gefeiert.