Der politische Gefangene Kemal Kaplan ist nach dreißig Jahren in türkischen Gefängnissen entlassen worden. Der Kurde wurde 1993 im Alter von 28 Jahren in der Ägäis-Provinz Izmir festgenommen und vor einem Staatssicherheitsgericht (DGM) wegen Separatismusbestrebungen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Zuletzt befand Kaplan sich in einem Hochsicherheitsgefängnis in Balıkesir. Dort wurde er am Samstag von Familienangehörigen, Mitgliedern des Gefangenenhilfsvereins EGE-TUHAYDER und dem Vorstand des Provinzverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Empfang genommen.
„Ich bin glücklich, nicht mehr innerhalb, sondern außerhalb der Gefängnismauern zu sein“, erklärte Kaplan nach seiner Entlassung. Doch bei dem Gedanken an tausende Freundinnen und Freunde, die weiterhin in Haft seien, überkomme ihn eine Traurigkeit. „Deshalb kann ich mich selbst jetzt in diesem Moment nicht wirklich als frei bezeichnen“, sagte der 58-Jährige.
Die Hoffnung auf schöne Tage werde er aber nicht aufgeben. „Ich bin überzeugt, dass die Zukunft uns gehört.“ Kaplan befindet sich inzwischen auf dem Weg in seine Geburtsstadt Mêrdîn (tr. Mardin) in Nordkurdistan.