Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) ruft zum Widerstand gegen die türkische Angriffswelle in Nord- und Ostsyrien auf. Die Türkei greift die Autonomieregion täglich aus der Luft und mit Unterstützung dschihadistischer Söldner am Boden an. Seit vergangenem Wochenende sind mindestens 17 Menschen durch gezielte Drohnenangriffe getötet worden, darunter auch drei Zivilist:innen.
Der Ko-Vorstand des KCK-Exekutivrats weist in einer heute veröffentlichten Erklärung darauf hin, dass der türkische Staat die Angriffe auf Nordostsyrien seit dem 7. Juni intensiviert hat und Berichten zufolge neben Zivilist:innen und Mitgliedern von Kampfeinheiten auch Militärs des syrischen Regimes und Russlands dabei ums Leben gekommen sind. „Diese Angriffe haben einmal mehr gezeigt, dass die AKP/MHP-Regierung ihre bösen und feindlichen Absichten und Ambitionen gegen Rojava und Syrien fortsetzen wird. Wir möchten daher die Angriffe des türkischen Staates aufs Schärfste verurteilen und rufen alle auf, sich klar dagegen zu positionieren“, fordert die KCK.
Weiter heißt es in der Erklärung: „Der türkische Staat hat eine antikurdische und antidemokratische Mentalität und Politik. Sein Hauptziel ist es, einen Völkermord an den Kurd:innen zu begehen und alles Kurdische auszulöschen. Auch die Politik des türkischen Staates gegenüber Rojava und Syrien ist in diesem Rahmen angesiedelt. Die bisher durchgeführten Invasionen und Angriffe wurden als Voraussetzung für diese Politik durchgeführt. Die Bevölkerung Kurdistans kennt diese Eigenschaft des türkischen Staates zweifelsohne sehr gut. Auch die internationalen Mächte und Staaten sind sich dieser Realität bewusst, schweigen aber aufgrund ihrer auf Interessen basierenden Beziehungen zum türkischen Staat.
„Entkurdifizierung von Rojava“
Der türkische Staat zielt eindeutig darauf ab, das demokratische System zu zerstören, das sich in Rojava und Nord- und Ostsyrien entwickelt hat. Der einzige Grund dafür ist, dass das kurdische Volk zusammen mit anderen Völkern der Wille des dort etablierten demokratischen Systems geworden ist. Für den türkischen Staat, der eine antikurdische und antidemokratische Mentalität hat, ist die Tatsache, dass das kurdische Volk seinen eigenen Willen entwickelt hat, jedoch ein Kriegsgrund und eine Rechtfertigung für die Besetzung und den Völkermord. Die Besetzung von Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê zeigt deutlich, dass der türkische Staat diese Orte nicht nur besetzt, sondern auch ein Projekt zur Entkurdifizierung von Rojava umsetzen will, indem er die demografische Struktur verändert und die Kurd:innen aus den Orten, in denen sie leben, vertreibt. Nun will der türkische Staat diese Politik in weiteren Gebieten umsetzen, indem er Rojava und andere Teile Nord- und Ostsyriens besetzt. Sein Endziel ist es, ganz Nord- und Ostsyrien zu besetzen, das dortige demokratische System zu zerstören und Rojava durch die Vertreibung der Kurd:innen zu entvölkern. Das Gerede über die Ansiedlung von Banden [islamistische Stellvertreterkräfte] und Flüchtlingen aus Syrien dort ist eine reine Rechtfertigung. Nirgendwo auf der Welt wird die Methode akzeptiert, einen Platz für Flüchtlinge zu finden, indem man die Demografie eines Ortes verändert. Diese Diskurse des türkischen Staates dienen also der Verschleierung seiner Völkermordpolitik und sind nicht glaubwürdig.
„Eindeutig Völkermord“
Was der türkische Staat tut, ist eindeutig Völkermord. Völkermord ist das größte Verbrechen gegen die Menschheit. Die wahre Absicht und der wahre Zweck des türkischen Staates ist nicht, einen Platz für Flüchtlinge zu finden, sondern Rojava und Syrien zu annektieren und einen Völkermord an den Kurd:innen zu begehen. Daran gibt es nichts zu verbergen oder zu verschleiern. Bis jetzt hat der türkische Staat überall, wo er hinkam, sein eigenes System durchgesetzt und diese Orte regiert, als wären es seine eigenen. Das zeigt, dass der türkische Staat das syrische Territorium nicht nur besetzt, sondern annektiert. Unter diesem Gesichtspunkt müssen der syrische Staat und alle Kräfte, die sich auf seine Seite stellen, gegen die Besetzung und Annexion durch den türkischen Staat Stellung beziehen.
„Erbe des Osmanischen Reiches“
Die Tatsache, dass der türkische Staat einige verräterische und kollaborierende Kurden auf seiner Seite hat, ändert nichts an dieser Tatsache. Diese Politik ist ein Erbe des Osmanischen Reiches. Um den Völkermord an den Kurd:innen durchzuführen, griff der osmanische Staat stets auf einige Kurden zurück, die ihr Volk verrieten und von ihm profitierten. Auch der türkische Staat hat auf diese Methode zurückgegriffen, um den Völkermord an den Kurd:innen zu begehen. In der Geschichte wurden die Widerstände, die als kurdische Revolten bezeichnet wurden, sich aber im Kern gegen die Verleugnung und Ausrottung entwickelten, mit dieser Methode unterdrückt. Jetzt versucht der türkische Staat, die Tatsache des Völkermordes zu vertuschen, indem er einige verräterische kurdische Kollaborateure, die ihre Ehre verkauft haben, an seiner Seite hält, um nach außen hin keinen solchen Eindruck zu erwecken. Aber der türkische Staat kann diese Realität nicht länger mit dieser Methode verbergen. Er kann bestimmte verräterische kollaborierende Kurden nicht als Maske benutzen. Denn die Menschen in Kurdistan haben genug Bewusstsein und Willen, diese Realität zu verstehen und zu sehen, was sie bedeutet.
„Völkermord vor den Augen der ganzen Welt“
Während der türkische Staat seinen Plan zum Völkermord an den Kurd:innen vor den Augen der ganzen Welt umsetzt, gibt es leider keine Reaktion der Staaten dagegen. Der antikurdische Faschistenchef Tayyip Erdoğan hat seinen Völkermordplan vor den Augen aller Staaten auf einer UN-Sitzung verkündet und niemand hat dagegen protestiert. Das zeigt, wie weit die Staaten und die UNO von Fairness und Gerechtigkeit entfernt sind und wie sehr sie diesen Werten widersprechen. Diese Haltung der Staaten und internationalen Institutionen ist inakzeptabel. Die Staaten müssen diese heuchlerische Haltung aufgeben, die eindeutig die Fairness außer Kraft setzt. Die Kurd:innen haben gegen den IS gekämpft und damit dessen Gräueltaten gestoppt. Sie haben nicht nur sich selbst, sondern die ganze Welt vor dem IS-Faschismus geschützt und sie vor dieser Gefahr bewahrt. Diese Haltung gegenüber den Kurd:innen ist in keiner Weise mit Fairness vereinbar. Die Völker und die demokratische Öffentlichkeit müssen diese Haltung der Staaten entlarven und Druck auf sie ausüben, damit sie die Politik des türkischen Staates zum Völkermord an den Kurd:innen nicht länger unterstützen. Staaten und diejenigen, die sich als Institutionen der internationalen Gemeinschaft verstehen, können eine solche Haltung nicht einnehmen. Das darf auf keinen Fall akzeptiert werden. Die Völker dürfen diese Haltung der Staaten nicht länger hinnehmen. Der Kampf für Demokratie muss heute mit einem solchen Verständnis agieren und ein solches Niveau erreichen. Die Völker und die demokratischen Kräfte haben eine solche Verantwortung und die Kraft dazu.
„Rojava für die Werte der Menschlichkeit schützen“
Da der türkische Staat aus antikurdischen Motiven handelt, will er das in Nord- und Ostsyrien etablierte System zerstören. Die faschistische AKP/MHP-Regierung vertritt eine reaktionäre Politik im Nahen Osten und versucht, reaktionäre Ideen zu verbreiten. In Wirklichkeit hat sich in Rojava und Nord- und Ostsyrien ein demokratisches System etabliert, das als Modell für Syrien und die gesamte Region dienen kann. Dies ist ein Wert, der im Namen der gesamten Menschheit, im Namen von Freiheit und Demokratie geschaffen wurde. Alle Völker des Nahen Ostens und der Welt, die Frauen, die Jugend, die revolutionär-demokratischen Gruppen, die Sozialist:innen, die Intellektuellen und die Künstler:innen, kurzum alle, die für die Werte der Menschlichkeit empfänglich sind, müssen diesen Wert schützen. Der Angriff auf diesen Ort muss als ein Angriff auf die universellen Werte der Menschheit betrachtet werden, und es muss eine Haltung entwickelt und eine Reaktion gezeigt werden. Die zu vertretende Haltung muss ergebnisorientiert sein und die Kraft und den Einfluss haben, dass alle einen Schritt zurücktreten. Die AKP/MHP-Regierung schafft mit diesen Angriffen den Boden für eine neue Besatzung und ein neues Massaker. Deshalb sollte man dem nicht mit Schweigen begegnen und gegen jeden Angriff eine starke Reaktion zeigen. Auch das kurdische Volk sollte überall im Land und im Ausland für Rojava eintreten und seine Reaktion auf die Angriffe der AKP/MHP-Regierung stärker zum Ausdruck bringen.
„Die Erdoğan-Regierung repräsentiert die Kurd:innen nicht“
Die faschistische AKP/MHP-Regierung erklärt offen, dass sie im zweiten Jahrhundert der Republik den Völkermord an den Kurd:innen zu Ende bringen und die geschwächten reaktionären Kräfte in der Region wieder auferstehen lassen wird. Die neue Regierung ist gebildet worden, um dieses Ziel zu verwirklichen. Die AKP/MHP hat an den Wahlen teilgenommen, indem sie ein Bündnis mit kollaborierenden, verräterischen Konterkräften in Kurdistan eingegangen ist. Um die Politik des Völkermords an den Kurd:innen zu vertiefen und zu verschleiern, sind einige kurdische Kollaborateure und Verräter in die Regierung aufgenommen worden. Daher ist die neue Regierung eine komplette Sonderkriegsregierung, die gebildet wurde, um den kurdischen Völkermord durchzuführen. Diese Regierung und ihr faschistischer Chef Tayyip Erdoğan repräsentieren mit Sicherheit nicht die Kurd:innen und haben kein Recht, sie zu regieren. Die Kurd:innen haben sich klar gegen dieses faschistische Regime und System positioniert und es somit abgelehnt. Das Einzige, was dieses Regime den Kurd:innen aufgezwungen hat, ist Völkermord, und die Angriffe auf Rojava sind ein Teil davon. Das kurdische Volk und seine internationalen Freundinnen und Freunde sollten diese Realität erkennen und ihre Haltung gegen das faschistische und antikurdische völkermörderische Regime fortsetzen, indem sie diese in eine stärkere Reaktion gegen die Angriffe auf Rojava umwandeln und die Revolution von Rojava noch mehr unterstützen.
Aufruf zum Widerstand: „Niemand sollte das Land verlassen“
Unser Volk in Rojava, das weiß, dass das Volk Kurdistans, die Völker des Nahen Ostens und die fortschrittliche demokratische Menschheit auf seiner Seite stehen, muss seine bisherige Widerstandshaltung gegen die Angriffe noch stärker fortsetzen. Niemand aus unserem Volk sollte das Land verlassen und alle sollten Teil eines totalen Widerstands gegen die Angriffe sein.“