KCK ruft zum Boykott türkischer Waren auf

Der Dachverband der kurdischen Befreiungsbewegung ruft zum Boykott türkischer Waren und des Tourismus in der Türkei auf

Das Komitee für Außenbeziehungen der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) betont in einer schriftlichen Erklärung, dass im kurdenfeindlichen Invasionskrieg insbesondere kurdische Konsumkraft und Ressourcen Kurdistans genutzt werden.

Die Einnahmen aus Kurdistan finanzieren den Krieg gegen Kurdistan

In der Erklärung heißt es unter anderem: „Das faschistische AKP-MHP-Ergenekon-Bündnis führt einen genozidalen Krieg in Kurdistan. Um diesen Krieg zu finanzieren, tätigt das faschistische Bündnis sehr viele Ausgaben. Diese Ausgaben werden aus zwei wesentlichen Quellen finanziert.

Die erste ökonomische Säule des faschistischen Kriegs umfasst die Produktion in der Industrie und im Handel, die die Nachfrage im Inneren und den Export ins Ausland deckt. Diese ökonomische Basis ist in der Hand weniger türkischer Eliten, die eine Schicksalsgemeinschaft mit dem faschistischen Regime eingegangen sind, um große Profite im Krieg zu erwirtschaften.

Die zweite Säule ist die neoliberale Plünderung gesellschaftlicher und staatlicher Ressourcen, um internationales Kapital und Auslandsinvestitionen anzuziehen.

Die in der Türkei produzierten Güter werden größtenteils in allen Teilen Kurdistans abgesetzt. Der türkische Staat finanziert den Krieg gegen die Kurden mit den Einnahmen und Gewinnen, die er durch seine Waren, die in Kurdistan konsumiert werden, erzielt. Insbesondere in der Textil- und Lebensmittelindustrie werden die meisten Güter in Kurdistan abgesetzt. Mit diesen Einnahmen werden Waffen und Munition von anderen Staaten eingekauft, die dann gegen kurdische Kinder, Frauen und Jugendliche eingesetzt werden. Auch die Ausbeutung und der günstige Einkauf der natürlichen Ressourcen Kurdistans, insbesondere in Südkurdistan, spielt in der Kriegsfinanzierung eine zentrale Rolle. Kurz: Der gestern in Sur, Cîzre, Nisêbîn, Şirnex, Şengal, Kerkuk und Kobanê, und heute in Efrîn geführte kurdenfeindliche Krieg und die dabei zum Einsatz kommenden Waffen und die Munition werden mit Geldern bezahlt, die der Konsum der Kurdinnen und Kurden und die Ressourcen Kurdistans erwirtschaftet.“

Das Komitee der KCK ruft dazu auf, die Ökonomie der Türkei, die den Motor des antikurdischen Krieges bildet, anzugreifen:

„Zweifellos leistet unser Volk in allen vier Teilen Kurdistans und überall dort, wo es sich befindet, einen starken Kampf gegen das faschistische türkische Regime. Im Bereich der Selbstverteidigung erleidet das Regime große Rückschläge. Auch auf internationaler Ebene und im Bereich der Zivilgesellschaft ist es gelungen, eine öffentliche Sensibilisierung herbeizuführen.

Es gibt jedoch einen Bereich und empfindlichen Punkt des türkischen Staates, der seine Kraft im Krieg ausmacht. In diesem Bereich sind wir leider nicht organisiert und verfügen über keine Aktionsmöglichkeiten, um das Regime zu treffen. Die Ökonomie ist jener Bereich, der den kurdenfeindlichen und genozidalen Krieg des Regimes finanziert. Die Ökonomie spielt in diesem schmutzigen Krieg wie der Motor eines Fahrzeuges eine elementare Rolle. Mit einer geschwächten Ökonomie wird es dem Regime nicht leicht fallen, seinen Krieg fortzuführen, denn die Ökonomie ist seine Triebkraft.

Von daher werden Angriffe, die bewusst der Schwächung der Ökonomie dienen, dazu führen, in diesem Krieg strategische Ergebnisse erzielen.“

Die türkische Wirtschaft sollte boykottiert werden

„Der größte Schlag, der der Kriegsökonomie versetzt werden kann, ist der Boykott industrieller Produktionsgüter, insbesondere Lebensmittel und Güter des Bau- und Textilgewerbes, die von dem kolonialistischem türkischen Regime und neoliberalen Unternehmen abgesetzt und exportiert werden. Der Boykott jeder einzelnen türkischen Ware, insbesondere durch die Kurden und in Kurdistan, wird die Kriegsökonomie der Türkei schwächen. Eine solche organisatorische Orientierung und die Boykott-Aktionen könnten die bereits wackelnde türkische Wirtschaft durch eine Kettenreaktion zum Einsturz bringen. Auch die Vermeidung der türkischen Banken und Kreditinstitute sowie die Unterlassung von Handelspartnerschaften mit türkischen Unternehmen, werden ähnliche Resultate hervorrufen. Der Boykott sollte nicht nur auf türkische Unternehmen und den türkischen Staates begrenzt bleiben, sondern auch die Produkte ihrer Partnerunternehmen umfassen. Sobald die ausländischen Unternehmen bemerken, dass sie unter den Geschäftsbeziehungen zu türkischen Unternehmen und zum türkischen Staat leiden, werden sie ihre Geschäfte überdenken.“

Boykott auch in Europa

Der Boykott sollte auch im Ausland vorgenommen und koordiniert werden, so die KCK, und führt weiter aus:

„An dem Boykott sollten sich nicht nur die Kurd*innen und ihre Nachbarvölker beteiligen, sondern auch die demokratischen und fortschrittlichen europäischen Freunde der Kurden. Dies hat eine hohe Bedeutung, da die Erdoğan-Regierung durch ihre Beziehungen zum IS, der al-Nusra und al-Qaida oder anderen salafistischen Gruppen nicht nur die Verantwortung für die Massaker im Nahen Osten trägt, sondern auch für zahlreiche Anschläge und Massaker in europäischen Städten verantwortlich ist. Aus diesem Grund gehen alle jene, die sich am Boykott beteiligen, nicht nur gegen diese Banden vor, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen, sondern sie verteidigen mit dem Boykott zugleich auch die Menschheit.

Es ist sehr wichtig, dass der Boykott im Bereich des Tourismus effektiv und breit vorgenommen wird, weil die Türkei einen großen Teil der Ausgaben des faschistischen Krieges mit den Einnahmen aus dem Tourismussektor begleicht. Es ist außerordentlich wichtig, diesen Bereich als einen bedeutungsvollen spezifischen Kampf zu betrachten.

Die Kurd*innen und ihre Freunde verfügen über die Möglichkeit, durch den Boykott türkischer Waren und des Tourismus in der Türkei, der Kriegsfinanzierung einen herben Schlag zu versetzen. Hier werden Millionen Menschen angesprochen, die durch ihr Konsumverhalten dem faschistischen Regime große Verluste verpassen können. Es kommt auf jeden einzelnen Einkauf an. Wenn die Aktionen sowohl in Kurdistan als auch im Ausland koordiniert und organisiert ablaufen, werden sie große Effizienz haben.

In diesem Sinne und aus den dargelegten Gründen rufen wir als KCK die Menschen in allen Teilen Kurdistans, die Nachbarvölker und die Freunde des kurdischen Volkes im Ausland dazu auf, die Konsumgüter aus der Türkei zu boykottieren und keinen Urlaub in der Türkei zu machen. Wir laden unser Volk und unsere Freunde dazu ein, einen entsprechenden Boykott und Aktionen diesbezüglich zu organisieren.“