Mehr als tausend Arbeiter, die auf der Baustelle des dritten Istanbuler Flughafens tätig sind, hatten am 14. September zum Protest gegen ihre Arbeitsbedingungen aufgerufen. Der Protest wurde von den Sicherheitskräften schnell niedergeschlagen. Mehr als 500 Arbeiter wurden zunächst festgenommen, 24 von ihnen anschließend inhaftiert. Vergangenes Wochenende konnten die Anwälte der Inhaftierten erstmals mit ihnen sprechen. Die Bauarbeiter berichteten beim Anwaltsbesuch, was ihnen seit ihrer Festnahme widerfahren ist.
Die inhaftierten Arbeiter erklärten, dass sie nach ihrer Festnahme zunächst vier Tage nur mit einer dünnen Decke auf dem nackten Beton schlafen mussten. Die ersten 20 Stunden nach der Festnahme habe es zudem keinerlei Nahrung gegeben. Viele der Inhaftierten seien durch die Zustände im Gefängnis direkt krank geworden.
Weiterhin gaben die Arbeiter an, dass nicht alle durch die Polizei, sondern auch durch das Sicherheitspersonal der Firma İstanbul Grand Airport (IGA) auf der Baustelle festgenommen wurden. Dabei seien sie geschlagen worden. Anschließend habe das IGA-Personal sie den türkischen Sicherheitskräften übergeben. Auch bei den Vernehmungen seien Vertreter der Firma zugegen gewesen.
Bei ihrer Vernehmung seien die Arbeiter zudem mehrfach danach ausgefragt worden, was sie mit den Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP) besprochen hätten. Die HDP hatte sich mit der Aktion der Bauarbeiter auf dem Istanbuler Flughafen solidarisiert.
Die Anwälte berichten, dass die Haftbedingungen ihrer Mandanten äußerst schlecht sind. So sind zum Teil in Zellen, die für drei Personen ausgelegt sind, sieben Gefangene untergebracht. Einige Arbeiter müssen deshalb auf Bodenbetten schlafen.
Die Gefangenen baten ihre Anwälte folgende Nachricht von ihnen an die Öffentlichkeit zu tragen: „Diese Repressionen lassen sich mit gesellschaftlicher Unterstützung durchbrechen. Die Regierenden sagen ‚Jeder, der sein Recht einfordert, wird eingekerkert‘. Das haben sie an uns auch unter Beweis gestellt. Hätten wir genügend gesellschaftliche Unterstützung erfahren, hätten sie das nicht gewagt.“