Irak und USA wollen über Truppenabzug verhandeln

Berichten zufolge wollen die USA mit Bagdad über einen Truppenabzug aus dem Irak verhandeln. Die westlichen Staaten legitimieren ihre Truppenstationierung mit dem Kampf gegen den IS, ein Rückzug hätte auch Konsequenzen für Deutschland.

Die USA und der Irak wollen offenbar Gespräche über das Ende der von den USA geführten internationalen Militärkoalition im Irak und über die Frage aufnehmen, wie diese durch bilaterale Beziehungen ersetzt werden kann. Das berichtet Reuters unter Bezugnahme auf verschiedene Quellen. Demnach hat die US-Botschafterin im Irak, Alina Romanowski, dem irakischen Außenminister Fuad Hussein am Mittwoch übergeben. Dabei hätten die USA die Vorbedingung fallen gelassen, dass die Angriffe der vom Iran unterstützten militanten Gruppen im Irak gegen sie zunächst aufhören.

Das irakische Außenministerium teilte mit, es sei ein „wichtiges" Schreiben übergeben worden, das der Premierminister sorgfältig prüfen werde, ohne dies näher zu erläutern. Es wird erwartet, dass die Gespräche mehrere Monate dauern werden, wobei das Ergebnis unklar ist und ein Abzug der US-Truppen nicht unmittelbar bevorsteht.

Westliche Militärpräsenz wird mit dem Kampf gegen den IS legitimiert

Die USA haben 2.500 Soldaten im Irak stationiert, im Rahmen der Internationalen Koalition gegen den IS befinden sich auch Truppen aus Deutschland und weiteren Staaten im Land. Die Präsenz dieser Mission im Irak wird zunehmend in Frage gestellt, weil seit Beginn des Gaza-Kriegs eine Eskalation der gegenseitigen Angriffe zwischen pro-iranischen Milizen und US-Streitkräften erfolgt. Die US-Truppen im Irak und in Syrien wurden rund 150 Mal von mit dem Iran verbündeten Gruppen, und die USA haben eine Reihe von Vergeltungsschlägen durchgeführt, den letzten am Dienstag. Anfang Januar war bei einem US-Drohnenangriff in Bagdad ein Anführer der an die sogenannten Volksmobilisierungskräfte (Hashd al-Shaabi) gebundenen Miliz „Harakat Hezbollah al-Nujaba“ getötet worden. Ministerpräsident al-Sudani forderte daraufhin die Beendigung des US-geführten Einsatzes der internationalen Koalition gegen den IS im Irak, was von Washington zunächst abgelehnt wurde.

Gespräche über einen Abzug der US-geführten Koalitionstruppen wurden bereits im vergangenen Jahr eingeleitet, gerieten jedoch mit dem Beginn des Gaza-Krieges ins Stocken. Die auswärtige Militärpräsenz wird schon seit Jahren vor allem von Organisationen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit attackiert, darunter Kräfte, die Iran nahestehen. Die westlichen Staaten legitimieren ihre Truppenstationierung bis heute mit dem Kampf gegen den IS. Ein etwaiger Abzug würde auch für Deutschland einen Einflussverlust im Nahen und Mittleren Osten bedeuten.

Foto: US-Botschafterin Alina Romanowski im Gespräch mit dem ehemaligen irakischen Premierminister Haider al-Abadi, 23. Januar 2024 (Quelle: X)