Internationalistischer Marsch nach Straßburg: Gemeinsam kämpfen
Im Februar findet wie jedes Jahr ein langer Marsch nach Straßburg statt. Der Internationalist Fabian ist vor vier Jahren das erste Mal mitgelaufen und berichtet von seinen Eindrücken.
Im Februar findet wie jedes Jahr ein langer Marsch nach Straßburg statt. Der Internationalist Fabian ist vor vier Jahren das erste Mal mitgelaufen und berichtet von seinen Eindrücken.
Im Februar soll wie jedes Jahr der „Lange Marsch“ nach Straßburg stattfinden, den das internationale Öcalan-Aktionskomitee veranstaltet. 2021 lautet das Motto: „Isolation, Faschismus und Unterdrückung beenden! – Die Zeit für Freiheit ist gekommen!“
Einer der Aktivisten, die sich bereits angemeldet haben, ist der Internationalist Fabian. Gegenüber ANF hat er sich zu seiner Motivation und seinen Erfahrungen mit langen Märschen geäußert:
Mein Name ist Fabian, ich komme aus einer kleiner Stadt aus dem Süden Deutschlands, war einige Jahre in vornehmlich antifaschistischen Strukturen organisiert und bin nun seit mittlerweile fünf Jahren Teil eines lokalen Komitees, das sich solidarisch für die Kämpfe in Kurdistan und weltweit einsetzt.
Ich weiß noch sehr genau, wie uns damals vor ungefähr vier Jahren die Nachricht erreichte, dass der erste internationalistische Lange Marsch für die Freiheit von Abdullah Öcalan stattfinden würde. Wir hatten den Aufruf dazu gemeinsam im Komitee gelesen, diskutiert und standen dem ganzen zunächst sehr kritisch gegenüber. Niemand von uns hatte zuvor an etwas wie einem langen Marsch teilgenommen. Zehn Tage in der Kälte, umgeben von hunderten Menschen, mit denen man sich größtenteils nur auf Englisch unterhalten konnte, ließ uns zögern, aber wir entschieden uns trotzdem dazu, dass wir uns an der Aktion beteiligen würden, um ein solidarisches Zeichen zu setzen. Ich hatte mich dazu bereit erklärt, diese Aufgabe stellvertretend für unser Komitee zu übernehmen, und saß dann wenige Wochen später im Zug, gespannt darauf zu sehen, wie der lange Marsch letztlich in der Praxis aussehen würde.
Ich werde nicht auf alle einzelnen Tage und das ganze Programm eingehen, das würde viel zu viel Raum einnehmen. Die Geschichte des langen Marsches an sich hat sowieso bereits genug Erlebnisse und Erfahrungen geschaffen, die ausreichen würden, ganze Bücher damit zu füllen. Trotzdem rufe ich mir vor allem folgende gerne in Erinnerung: Ich weiß nicht mehr genau, welcher Tag es gewesen war, es muss einer der letzten gewesen sein, denn mittlerweile kannten wir alle uns relativ gut, hatten viele Stunden miteinander diskutiert und die Sprache stellte schon längst kein Problem mehr dar, da es zur Not immer schnell jemanden gab, der gerne übersetzte. Jeden Abend hatte es organisiertes Programm, zum Beispiel Seminare, Vorträge oder Filmvorführungen usw. gegeben, aber am heutigen Abend mussten wir selbst die Initiative ergreifen, denn es war ein bunter Abend und es oblag uns selbst, ein Programm zu erstellen. Wir hatten uns dazu entschieden, dass wir den jeweiligen Regionen entsprechende Acts präsentieren werden. So hatten zum Beispiel Freund*innen aus Norddeutschland zwei Lieder von Ton-Steine-Scherben vorbereitet, Freund*innen aus dem Baskenland haben einen traditionellen Tanz aufgeführt und die aus Lateinamerika hatten sich einen kurzen Sketch über die faschistischen Regierungen ihrer Länder im Vergleich zur türkischen Regierung ausgedacht. Es war ein sehr schöner Moment, der mir damals ein bisschen dabei zu verstehen half, wofür Internationalismus steht und was Freiheit bedeuten kann.
Es war nicht nur der malerische kulturelle Abend, dieser hatte nur noch einmal klar gezeigt, was wir bereits die ganzen Tage gelebt hatten, internationale Solidarität. Wir waren nicht einfach nur zusammen gekommen, um einmal ein schönes Bild abzugeben und dann alle wieder nach Hause zu fahren. Wir hatten tagelang zusammen diskutiert und gemerkt, dass wir alle gegen den gleichen Sexismus, den gleichen Faschismus und den gleichen Kapitalismus kämpfen, auch wenn er sich jeweils in anderer Form zeigt, aber wir haben auch gemerkt, dass wir alle gemeinsam kämpfen, auch wenn wir uns bis dahin nicht einmal persönlich gekannt hatten. Die Diskussion, die ich mit einem englischen Freund begonnen hatte, konnte ich nahtlos mit einer kurdischen Freundin fortführen und Probleme mit einer schwedischen Freundin zu Ende bringen. Es hat mir damals viel Kraft gegeben und tut dies auch noch bis heute.
Es fasziniert mich bis heute zu sehen, dass wir aus diesem traurigen Anlass, der menschenrechtswidrigen Isolation Abdullah Öcalans, heraus zusammenkommen müssen und dass wir es gerade dadurch schaffen, das wofür er und die kurdische Freiheitsbewegung stehen, den demokratischen Konföderalismus, zum Leben zu bringen und somit diese Isolation ein Stück weit zu brechen. Deswegen rufe ich alle dazu auf, informiert euch über den langen Marsch, unterstützt ihn mit eurer Unterschrift und vor allem nehmt an ihm teil, auch wenn es „nur“ ein Tag ist, denn dann ist der Tag ein Tag des Kampfes für Frieden in Kurdistan, die Freiheit Abdullah Öcalans und somit von uns allen.