Hungerstreik-Mahnwache vor dem Bundeskanzleramt

Angehörige der seit Dezember in Straßburg Hungerstreikenden haben vor dem Bundeskanzleramt in Berlin eine Mahnwache gestartet.

Seit dem 17. Dezember sind 14 kurdische Aktivistinnen und Aktivisten in Straßburg im Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans. Ihre Angehörigen haben vor dem Bundeskanzleramt in Berlin eine Mahnwache gestartet, um auf den schlechten Gesundheitszustand der Hungerstreikenden und ihre Forderungen aufmerksam zu machen. An der Mahnwache, die von kurdischen Einrichtungen aus Berlin unterstützt wird, haben Familienmitglieder von Agit Ural, Mustafa Sarıkaya, Mustafa Tuzak und dem KCK-E-Vorsitzenden Yüksel Koç teilgenommen.

Im Bundeskanzleramt wurde ein Informationsdossier zum Thema überreicht. Die Familienmitglieder trugen T-Shirts mit Hungerstreikmotiven und hielten Schilder mit ihren Forderungen in den Händen.

Die Mahnwache soll auch in den kommenden beiden Tagen fortgesetzt werden. Am Donnerstag ist die Zeit zwischen 12 und 17 Uhr anberaumt, am Freitag wollen sich die Aktivistinnen und Aktivisten der Demonstration zum internationalen Frauentag anschließen.

 

Der Hintergrund des Hungerstreiks

Hunderte Kurdinnen und Kurden fordern mit einem Hungerstreik die Aufhebung der Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Der Hungerstreik der HDP-Abgeordneten Leyla Güven dauert seit mittlerweile 119 Tagen an. Güven, die ihren Protest am 7. November im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) aufnahm, wo sie aufgrund ihrer Kritik an der türkischen Militärinvasion in der nordsyrischen Kantonshauptstadt Efrîn ein Jahr in Untersuchungshaft saß, fordert mit ihrer Aktion die Gewähr regelmäßiger Kontakte zu Öcalan, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt.

Der Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet. Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei. Sie fordern Bedingungen für Öcalan, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Hungerstreik entwickelt sich zu Massenprotest

Leyla Güven hat mit ihrer Aktion eine Protestbewegung initiiert, der sich bisher Hunderte Menschen angeschlossen haben. In den türkischen Gefängnissen ist der Hungerstreik auf alle Gefängnisse ausgeweitet worden. In Straßburg haben sich am 17. Dezember 14 Menschen der Aktion angeschlossen. Auch in Den Haag, Newport, Kassel, Nürnberg, Duisburg, Genf und weiteren Städten sind Aktivisten in einen Hungerstreik getreten. Der HDP-Aktivist Nasır Yağız ist in der südkurdischen Stadt Hewlêr (Erbil) seit 106 Tagen im Hungerstreik.