Hamburg: Veranstaltung zum Medienkrieg der Türkei

Am vergangen Mittwochabend fand wieder das monatliche TATORT Kurdistan Café im Centro Sociale in Hamburg statt. Thema war dieses Mal „Der Medienkrieg der Türkei am Beispiel Afrin".

Die These des Vortrags war, dass das türkische Regime versuchte über die Medien die Kriegführung gegen die Verteidigungseinheiten YPG und YPJ im Kanton Efrîn (Afrin) abzusichern und zu stützen. Dafür gab es zentrale Botschaften „nach innen" an die Bevölkerung der Türkei und „nach außen" an die Welt-Öffentlichkeit.

Die Reihen schließen

Nach innen ging es vor allem darum die Reihen zu schließen. So wurde versucht, den Krieg gegen Efrîn an die expansionistische Geschichte des osmanischen Reiches anzuknüpfen: Im Jahr 1453 wurde Konstantinopel (heute: Istanbul) von den Türken eingenommen und die Expansionsbestrebungen des Sultans abgeschlossen. Um die Bevölkerung auf die zu erwartenden Toten in diesem Krieg vorzubereiten, wurde breit für den Märtyrertod unter der Fahne geworben; besonders stark bereits bei Kindern an türkischen Schulen und in Moscheen – auch in Europa. Dies wurde sehr eindrücklich anhand von Videosequenzen, Fotos und Zitaten unterstrichen.

Krieg legitimieren

Die Botschaften nach außen waren darauf gerichtet, den Krieg als berechtigte Notwendigkeit darzustellen und den Widerstand in Efrîn zu delegitimieren. Dafür wurde die haarsträubende Gleichung „YPG=PKK=DAESH=Terroristen" aufgemacht und auch von deutschen „seriösen" Medien wie ARD (Panorama), die „berechtigten Sicherheitsinteressen" der Türkei herbeigeredet (Sigmar Gabriel) oder von Angriffen der YPG aus Rojava auf die Türkei fabuliert (ZDF, Korrenspondent Jörg Brase).

Obwohl dies alles erwiesenermaßen „Fake-News" sind und es keine dies stützende Belege gibt, war die türkische Propaganda bis in deutsche Staatsmedien hinein erfolgreich. Lediglich die Darstellung, es habe keine zivilen Opfer gegeben, konnte in den Medien nicht transportiert werden. Es gibt einfach zu viele gegenteilige Berichte und Beweise.

Der Vortrag war sehr detailliert und gut geführt, so dass das Publikum bis zuletzt aufmerksam zuhörte.

Krieg? Warum?

Es bleibt die Frage, die keine Frage mehr ist: Warum wird diese Kriegspolitik der Türkei gegen ein fortschrittliches, demokratisches und geschlechterbefreiendes Projekt wie in Rojava so breit von staatlicher Seite wie Regierung und Medien gestützt? Die Antwort findet sich wohl in den „berechtigten Interessen" der Regierungen der einzelnen Nationalstaaten – „systemimmanente Interessen" könnte das auch heißen: Management eines Nationalstaats in Kapitalismus und Patriarchat.