Hamburg: Konzert für kurdische Jugendliche trotz Verbotsversuch durchgeführt

„Wir lassen es nicht zu, dass wir unsere Kultur nicht feiern können und dass uns der deutsche Staat Hand in Hand mit dem türkischen Staat illegalisiert.“ Trotz Verbot konnte in Hamburg ein Konzert der kurdischen Jugend durchgeführt werden.

In Hamburg fand am Sonntag ein Konzert für kurdische Jugendliche mit den Musikern Îdris Bagok, Hozan Saîd, Îbo Qamişlo und Hozan Comerd im autonomen Kulturzentrum Rote Flora im Schanzenviertel statt. Im Vorlauf der Veranstaltung hatten die deutschen Behörden versucht, das Konzert zu verbieten.

Nur kurz vor dem geplanten Konzert bekam der Besitzer des zuerst vorgesehenen Veranstaltungsortes ein mehrseitiges Verbotsschreiben, in dem absurde und zum Teil falsche Behauptungen als Begründung dargelegt wurden. Als Grund für das Veranstaltungsverbot wurde die angebliche Nähe der Musiker zur PKK sowie der YPG und YPJ genannt. Beispielsweise wurde zu den auftretenden Künstlern geschrieben, dass ihre Social Media Accounts verbotene Symbole, insbesondere der YPG, aber auch Schriftzüge wie #SaveRojava beinhalten würden. „Abgesehen davon, dass die Symbole der YPG nicht verboten sind, ist es mehr als ignorant, dass in Tagen, in denen die humanitäre Situation in Rojava aufgrund der völkerrechtswidrigen Angriffe des türkischen Staates immer kritischer wird, der Slogan #SaveRojava als etwas Negatives dargestellt werden soll. Noch dazu kam das Verbot zynischerweise am 26. Januar, genau neun Jahre nach der Befreiung Kobanês, wo sich die Bevölkerung zusammen mit den YPG und YPJ gegen den frauenverachtenden, menschenfeindlichen IS gewehrt und sich für Frauenbefreiung, Ökologie und Demokratie eingesetzt hat“, so eine Teilnehmerin.

Auf eine Kooperation ließen sich die Behörden nicht ein, auch als versucht wurde, ihnen durch eine Anmeldung der Veranstaltung unter Auflagen entgegenzukommen. Die Jugendlichen ließen sich jedoch nicht abhalten und verschoben den Veranstaltungsort kurzfristig in die Rote Flora, einem seit 25 Jahren besetzten autonomen Kulturzentrum, das durch solidarische Aktivist:innen bereitgestellt wurde.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde in einem Redebeitrag erklärt: „Die Geschehnisse im Vorlauf dieses Abends, der Versuch der Hamburger Polizei, diese Veranstaltung zu verbieten, zeigen erneut eine Realität von uns als Kurdinnen und Kurden auf: Die freiheitsliebende kurdische Gesellschaft und ihre Kultur, werden überall immer wieder zu einem politischen Thema gemacht. Auch hier in Deutschland versucht der deutsche Staat, Hand in Hand mit dem türkischen Staat unsere Gesellschaft zu spalten, zu illegalisieren und zu verderben. Der Staat will vor allem uns als Jugend schwächen und spalten. Über Soziale Medien, Drogen oder andere Abhängigkeiten versucht er, uns Probleme aufzuhalsen und von Politik fernzuhalten."

Zu der Veranstaltung kamen Jugendliche und ihre Familien aus Hamburg zusammen, tanzten Govend und es wurde gemeinsam kurdisches Essen gegessen.

Die 21-jährige Berfîn Aslan kommentierte den Abend mit den Worten: „Wir lassen es nicht zu, dass wir unsere Kultur nicht feiern können und dass uns der deutsche Staat Hand in Hand mit dem türkischen Staat illegalisiert. Wir sind ein widerständiges Volk, das für die Freiheit der Menschheit und für Humanismus kämpft, dafür, dass alle Kulturen ihre Sprache sprechen und ihre Kultur frei leben können. Aber das wollen die imperialistischen Nationalstaaten nicht – deswegen werden wir als Terroristen gebrandmarkt, deshalb ist unser philosophischer Wegbereiter, Abdullah Öcalan, der Lösungen für eine demokratische Wende entwickelt, seit 25 Jahren in Isolationshaft. Wir werden uns nicht unterkriegen lassen, wir werden uns immer weiter für eine bessere Zukunft einsetzen, und für die Befreiung von Abdullah Öcalan kämpfen. Deswegen rufe ich alle Jugendlichen auf, sich am Langen Marsch zu beteiligen, der am dem 10. Februar in Mannheim startet.”