GfbV warnt vor neuen Angriffen der Türkei auf Nachbarländer

Putins Überfall auf die Ukraine wertet die Türkei geopolitisch auf. Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnt daher vor neuen Angriffen der Türkei auf Nachbarländer und weist auf die Region Efrîn hin, die seit vier Jahren unter türkischer Besatzung steht

Zum vierten Jahrestag der völkerrechtswidrigen Besetzung der Region Efrîn, die am 18. März 2018 abgeschlossen war, warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor neuen Angriffen des Nato-Mitgliedes Türkei auf seine Nachbarn. „Putins Überfall auf die Ukraine stärkt die geopolitische Bedeutung der Türkei. Diktator Erdogan könnte sich dadurch bestärkt fühlen, erneut kurdische Regionen in Nordsyrien zu überfallen“, so der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. „Auf Putins Hilfe kann er sich dabei vielleicht weniger verlassen – doch innerhalb der Nato kann er sich jetzt alles erlauben. Und das weiß er auch.“ Im Gegensatz zu Putins Angriffskrieg hätten Nato und deutsche Bundesregierung Erdogans Angriffskrieg auf Efrîn bis heute mit keinem Wort verurteilt. Diese Doppelstandards beschädigten und entwerteten westliche Werte.

Darum warnt die GfbV die deutsche Politik und deutsche Medien vor einer Verharmlosung des Despoten Erdogan: „Alles, was Putin heute tut, macht Erdogan seit Jahren und zwar mit Unterstützung oder Duldung der Nato. Er müsste dafür genauso geächtet werden wie Putin, solange seine Regierung keinen echten, friedlichen und ebenbürtigen Dialog mit der kurdischen Bevölkerung innerhalb der Türkei, in Syrien und im Irak anstrebt“, so Sido. „Die Kriege gegen die kurdische Volksgruppe im eigenen Land, in Syrien und im Irak müssen umgehend enden. Der türkische Präsident muss aufhören, radikalislamistische Gruppen weltweit zu unterstützen.“ Die türkische Regierung müsse die Versammlungs-, Presse- und die Meinungsfreiheit in vollem Umfang respektieren. Die zehntausenden Menschen, die für ihre Meinung eingesperrt worden sind, müssten unverzüglich freikommen. Erdogan müsse endlich alle Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte umsetzen.

Währenddessen reißen die Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen der türkischen Besatzungsmacht in Efrîn nicht ab. Die GfbV teilt dazu mit: „Brutal gehen das türkische Militär und seine islamistischen Söldner insbesondere gegen kurdische Frauen und Angehörige der yezidischen, alevitischen und christlichen Minderheiten vor. Seit Jahresbeginn wurden vier Mädchen und Frauen getötet: Ezize Ibrahim (41), Semire Elwan (3), Fatme Elwan (9) und eine namentlich nicht bekannte Frau. Zudem sind in diesem Jahr bereits zwölf Frauen von den Besatzungstruppen oder syrischen Islamisten verschleppt worden. Die Namen der Frauen liegen der GfbV vor. Seit vier Jahren begehen die türkischen Besatzungstruppen und mit ihr verbündete Söldner systematisch Verbrechen wie Vergewaltigung, Entführung, Plünderung, Raub und Diebstahl. 84 Frauen wurde gezielt ermordet. Mindestens sechs Frauen haben nach einer Vergewaltigung Selbstmord begangen. Viele Angehörige von Minderheiten mussten fliehen. Die ehemals 1.200 Mitgliedern zählende christliche Gemeinde Afrins existiert nicht mehr. Der letzte Armenier wurde ebenso vertrieben, wie die etwa 350.000 Kurden. Tausende Menschen wurden getötet oder verletzt. Kurdische Schulen und die einzige kurdische Universität in der Gesichte Syriens, kurdische Friedhöfe, yezidische und alevitische Heiligtümer wurden von der Türkei und ihren syrischen Islamisten zerstört.“