„Gesundheitszustand der Hungerstreikenden verschlechtert sich“

Der Ko-Sprecher des Gefangenenhilfsvereins TUAY-DER, Abdulmenaf Kur, erklärt: „Der Gesundheitszustand der Hungerstreikenden verschlechtert sich kontinuierlich. Es muss sofort etwas unternommen werden, bevor Tote aus dem Gefängnis kommen.“

Im Moment befinden sich in der Türkei und Nordkurdistan mehrere tausend Gefangene für die Aufhebung der Isolation des kurdischen Repräsentanten Öcalan im Hungerstreik, den die damals ebenfalls noch inhaftierte kurdische Politikerin Leyla Güven am 7. November 2018 begonnen hat. Viele der Gefangenen sind seit weit über 100 Tagen, einige sogar seit über 127 Tagen im Hungerstreik. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends. Die hungerstreikenden Gefangenen haben dennoch ihren Familien gegenüber erklärt, so lange streiken zu wollen, bis die Isolation Öcalans durchbrochen wird.

ANF sprach mit dem Ko-Sprecher des Vereins zur Solidarität und Unterstützung für die Familien Gefangener (TUAY-DER), Abdulmenaf Kur. Er berichtet, insbesondere die Mütter seien nach den Gefängnisbesuchen noch wütender als zuvor über die Situation und darüber, das nichts unternommen werde, um den Hungerstreik beenden zu können.

Familienbesuch verhindert

Zum Verhalten der Gefängnisleitungen gegenüber den Hungerstreikenden erklärt der Vereinsvertreter: „Gerade vor wenigen Tagen haben wir erfahren, wie Wächter im Gefängnis von Kırıkkale die Schränke der Gefangenen zertrümmert haben. Sie verhängen Isolation in der Isolation. Wenn die Familien ihre Kinder besuchen, heißt es, es gäbe Disziplinarstrafen und sie werden wieder weggeschickt. Wir als Verein tun alles, was wir können, um Lösungen für solche Probleme zu finden. Insbesondere die Angehörigen von Familien, die in Amed leben, werden in den westlichsten Provinzen eingesperrt. Wenn sich jemand an uns wendet, versuchen wir das Problem vor allem in die Presse zu bringen. Dann versuchen wir ihnen die entsprechende Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen.

Der Gesundheitszustand der Gefangenen

„Der Gesundheitszustand von Ilhami Çınar im Şakran-Gefängnis in Izmir ist sehr schlecht“, erklärt Kur. „Er leidet unter Sehverlust und spuckt Blut. Wir haben erfahren, dass ein Gefangener an Darmblutungen leidet. Die Familien haben uns berichtet, dass zwei weitere Gefangene Blut aus Mund und Nase verlieren. Die Gefangenen in Rize-Kalkandere haben ähnliche Gesundheitsprobleme. Mit jedem Tag verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand. Zu den Besuchsterminen können sie nicht mehr selbst gehen. Aber sie zwingen sich dennoch, ihren Familien einen Eindruck von Stärke zu vermitteln. Es muss umgehend etwas zur Lösung dieser Probleme getan werden. Jede Institution und jedes Individuum, das von Recht und Gerechtigkeit spricht, muss verstehen, dass hier großes Unrecht geschieht.“

Alle müssen wachsam sein“

Kur schließt mit den Worten: „Die Familien sind in Bezug auf dieses Thema sehr sensibel. Sie wollen mittlerweile sogar ins Todesfasten gehen. Sie sagen uns, sie seien bereit alles Nötige zu tun. Es kann sein, dass sie in den nächsten Tagen gemeinsam in den Hungerstreik treten werden. Sie haben sowieso schon einen dreitägigen Hungerstreik in der Anwaltskammer von Amed durchgeführt. Jeder, der sich als Mensch betrachtet, muss etwas unternehmen. Wir wollen nicht, dass weitere Todesnachrichten aus den Gefängnissen kommen.“