In Ulm ist am Wochenende der 2019 durch einen türkischen Luftangriff in Südkurdistan gefallenen Internationalistin und Guerillakämpferin Eva Maria Steiger (Elefteria Hambi) gedacht worden. Der Raum des Arbeiterjugendzentrums war für den Anlass gemeinsam dekoriert worden. Getreideähren lagen unter einem Bild Eva Maria Steigers und der Raum war von vielen Kerzen erleuchtet und mit Fotos weiterer Gefallener geschmückt.
Das Programm wurde mit einer kurzen Einleitung im Namen von KOMAW, dem Verein der Familien der Gefallenen, sowie einer Rede der kurdischen Frauenbewegung eröffnet. Es wurde an Frauen erinnert, die wie Steiger gekämpft haben, und in welcher Tradition sie stand. „Frauen wie Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und Andrea Wolf gingen ihr voraus“, erklärte eine Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung und sprach über den Lebensweg der Internationalistin: „Sie hätte eine große Physikerin werden können, doch sie wollte nicht zum eigenen Vorteil leben. Deswegen entschied sie sich für ein kollektives Leben und für die Revolution.“
Während ihres Physikstudiums hatte sich Eva Maria Steiger entschieden, einen Beitrag zu den ökologischen Kämpfen um den Hambacher Forst zu leisten. So hatte sie eine Zeitlang in dem besetzten Waldgebiet gelebt und damit auch dazu beigetragen, die Räumung und Rodung zu verhindern. Sie kam in Berührung mit radikalen Ideen, die ihre Suche nach einem freien Leben vertieften. So lernte sie dann auch die kurdische Freiheitsbewegung kennen und entwickelte eine große Wut über die genozidale Politik des türkischen Staates.
Auch Angehörige anderer Gefallener waren bei der Gedenkveranstaltung anwesend, darunter auch die Familie des Guerillakämpfers Azad Şergeş (Thomas). Seine Mutter las einen sehr ergreifenden Text über „den Suchenden“ vor, in dem es um die wahre Bedeutung des Lebens ging. Mit viel Tiefe berührte sie damit die Herzen der Anwesenden.
Anschließend wurden Reden zweier Frauen verlesen, die Eva Maria Steiger in ihrer Ausbildung bei den YPJ International, den Frauenverteidigungseinheiten in Rojava, kennenlernte. Eine davon war ihre Kommandantin. Sie sprach bewundernde Worte von der Persönlichkeit der Kämpferin, etwa dass sie von ihrem Willen nicht abzubringen war und sie eine große innere Kraft vorantrieb, das für sie so klare, schlichte und einfache Richtige zu tun.
Es gab auch einen Redebeitrag sowie kulturelle Beiträge der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“. Es wurde ein Lied, das in der Hambacher Waldbesetzung entstanden war, gemeinsam mit Freundinnen der Gefallenen vorgetragen. Im Redebeitrag der feministischen Organisierung wurde die Linie der Frauenbefreiung betont: „Elefteria steht für zahlreiche Frauen, die eine Hoffnung und Perspektive in den Errungenschaften der Frauenrevolution in Kurdistan sehen und sich auf den Weg gemacht haben, davon zu lernen.“
Vom Münchner Liedermacher und Komponisten Konstantin Wecker wurden Grußworte an das Gedenken gerichtet. Er hatte nicht persönlich teilnehmen können.
Eine besondere Wirkung auf die Gäste der Gedenkveranstaltung hatten eigene Worte von Eva Maria Steiger über ihre Entscheidungen und Kämpfe. Durch einen Videozusammenschnitt führten diese das Gedenken dann auch zu einem besonderen Abschluss. Das Video begleitete sie durch die verschiedenen Stationen ihres Lebens und der Widerstände, die sie führte. In einer Szene steht sie im „Hambi“ vor der Kamera und aus ihr spricht auf gleiche Weise die klare Haltung, die ungerechten zerstörerischen Bedingungen nicht anzunehmen, gegen die sie später in Kurdistan die Waffe in die Hand nahm. „Wir werden deinen Kampf für die Freiheit fortsetzen!“, versprachen sodann ihre Freund:innen.