An seinem Grab auf dem Londoner Highgate-Friedhof ist dem kurdischen Filmemacher und Journalisten Mehmet Aksoy gedacht worden. Anlass war sein Geburtstag. Er wurde am 24. Februar 1985 geboren und kam 2017 als Mitglied der YPG-Presseeinheit bei einem Angriff des IS in Raqqa ums Leben. Auch dreieinhalb Jahre nach seinem Tod treffen Angehörige und Freund*innen bei jeder Gelegenheit an seinem Grab zusammen, um sich gemeinsam an ihn zu erinnern.
Wer war Mehmet Aksoy?
Mehmet Aksoy war Filmemacher, Journalist und Aktivist und ging aus England nach Rojava. Mit dem Kampfnamen Fîraz Dağ beteiligte er sich dort an der Medienarbeit der Volksverteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Gel, YPG). Am 26. September 2017 kam er im Alter von 32 Jahren bei einem IS-Überfall in der nordsyrischen Stadt Raqqa ums Leben. Er dokumentierte die Befreiungsoffensive der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gegen den sogenannten „Islamischen Staat“. Seinen Entschluss, nach Rojava zu gehen, hatte er gefasst, nachdem 20 YPG- und YPJ-Kämpfer*innen und drei Mitarbeiter*innen des Pressezentrums bei einem türkischen Luftangriff auf den Berg Qereçox in der Nähe von Dêrik ums Leben kamen. Mehmet Aksoy wollte die Arbeit der gefallenen Journalist*innen aufnehmen.
Mehmet Aksoys Familie stammt aus Elbistan in Nordkurdistan. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie nach London. Dort besuchte er das Leyton und das Barnet College und begann sich als Teenager im Kurdischen Gemeindezentrum im Zentrum Londons zu engagieren. Er lernte dadurch den kurdischen Freiheitskampf immer besser und genauer kennen. Bedeutend für seine politische Entwicklung waren insbesondere die Auseinandersetzung mit den Schriften des Aktivisten der „Black Panther Party” George Jackson und die Ideen Abdullah Öcalans zum demokratischen Konföderalismus.
Nach seinem erstklassigen Abschluss in Filmwissenschaften an der Queen Mary University of London im Jahr 2007 war er Mitgründer und Chefredakteur der englischsprachigen Internetplattform Kurdish Question und Teil weiterer journalistischer Projekte. Insbesondere nach dem IS-Überfall auf Şengal im August 2014 war er mit einem hohen Tempo aktiv, um die kurdische Bevölkerung und die europäische Öffentlichkeit zu informieren und zu organisieren.
Parallel zu seinen journalistischen Bemühungen blieb Mehmet Aksoy am Film interessiert und absolvierte 2014 einen MA in Filmproduktion an der Goldsmiths University of London. Sein Film Panfilo (2014), ein apokalyptisches Märchen über drei Generationen von Männern, die sich mit Verlust und Tod im ländlichen Italien abfinden, gewann Preise beim italienischen Kurzfilmfestival und bei den UK Student Film Awards. Auch als Programmdirektor des jährlichen Londoner Kurdischen Filmfestivals war er aktiv und nahm zudem an vielen Protestaktionen zur Verteidigung von Rojava mit Megaphon und Transparent teil.