Gedenken an Halil Şen: Trauer und Wut in Dresden
Vor dem Sächsischen Landtag in Dresden ist dem kurdischen Aktivisten Halil Şen gedacht worden, der sich am Freitag vor dem Gebäude selbst verbrannte.
Vor dem Sächsischen Landtag in Dresden ist dem kurdischen Aktivisten Halil Şen gedacht worden, der sich am Freitag vor dem Gebäude selbst verbrannte.
In Dresden haben sich am Dienstagnachmittag hunderte Menschen in der Nähe des Sächsischen Landtags versammelt, um dem kurdischen Aktivisten Halil Şen zu gedenken. Der 49-Jährige hatte sich am Freitag in der Nähe des Gebäudes in der Dresdner Altstadt selbst angezündet, um gegen die Isolation von Abdullah Öcalan auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali zu protestieren, wie es in einem Abschiedsbrief heißt. In einem Krankenhaus erlag er wenig später seinen schweren Verletzungen.
Zu dem Gedenken für Halil Şen hatten die Initiative für Frieden in Kurdistan und die Freie Kurdistan-Föderation Ostdeutschland (Fed-Kurd) aufgerufen. „Sein Tod ist ein politischer, so wie auch sein Leben ein politisches gewesen ist. Wir wollen unserer Anteilnahme und Solidarität Ausdruck verleihen, unserer Trauer und unserer Wut. Trauer darüber, dass er keinen anderen Weg sah, Wut darüber, dass uns die Behörden über Tage im Ungewissen ließen“, hieß es in dem Aufruf.
„Halil war wütend.“
Nach einer Schweigeminute für Halil Şen und die Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung hielt Kerem Gök vom Fed-Kurd-Vorstand am Ort der Selbstverbrennung eine Rede. Gök berichtete von seinen persönlichen Erlebnissen mit Halil Şen und beschrieb seine Gefühlslage als Freund des Aktivisten. „Er war wütend gegen die Kräfte, die am Komplott gegen Abdullah Öcalan beteiligt waren. Er sehnte sich nach einem freien Vorsitzenden und nach Kurdistan. Wir alle wissen das, weil wir Halil kannten. Er steht exemplarisch für Widerstand und mutiges Einstehen für die Belange der kurdischen Gesellschaft. Dass wir heute so zahlreich hier erschienen sind, zeigt, wie stark das Band zwischen Halil und uns ist.“
In einem gemeinsamen Beitrag vom Dresdner Ortskomitee von Women Defend Rojava und der Initiative für Frieden in Kurdistan, der verlesen wurde, hieß es: „Wir sind heute hier, um unsere Solidarität und Anteilnahme auszudrücken. Wir wünschen in diesen dunklen Tagen Halils Freundinnen und Freunden und seiner Familie viel Kraft. Wir trauern, um unseren Freund Heval Halil.
Wir stehen hier, um an Halil zu erinnern und seinem Kampf zu gedenken. Halils Tod war ein politischer, sowie auch sein Leben ein politisches war. Sein Kampf gegen die Unterdrückung in der Türkei hat ihn sein zuhause und seine Freiheit gekostet. Doch das hielt ihn nicht ab, hier in Deutschland unermüdlich die Werte der Revolution zu verteidigen. Auch hier wurde Halil eingesperrt und am Ende kostete es ihn das Leben.
Wir werden den Kampf der kurdischen Befreiung weiterführen, den auch Halil geführt hat. Wir werden weiter einstehen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit. Wir werden nicht aufhören jene zu bekämpfen, die uns mit Füßen treten. Über die Grenzen hinweg stehen wir zusammen, auch in diesen erschütternden Zeiten. Sie werden uns nicht niederringen, der Tod von Halil und allen anderen wird nicht vergessen sein. Şehîd namirin!“
Auch Zozan Serhat von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) sprach einige Worte an die Anwesenden. Abschließend wurden Blumen am Ort der Selbstverbrennung von Halil Şen niedergelegt und Kerzen angezündet.