Frühlingsausgabe des Kurdistan Report erschienen

Die März/April-Ausgabe des Kurdistan Report mit Analysen, Hintergrundberichten und Interviews zur Situation in und über Kurdistan hinaus ist erschienen.

Der aktuelle Kurdistan Report fällt in den Zeitraum des internationalen Frauentags am 8. März und des kurdischen Neujahrsfest Newroz. „Beide Tage verbindet der Kampf für eine Zukunft ohne Krieg und Unterdrückung– in Kurdistan und überall“, so die Redaktion im Editorial ihrer Frühlingsausgabe.

Pero Dundar, Parlamentsabgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP) aus Mêrdîn, beschreibt, wie der 8. März in Kurdistan gefeiert und der Protest der Frauen auf die Straßen getragen wird. „Die Vorbereitungen beginnen Wochen im Voraus. Die kurdische Frauenfreiheitsbewegung spielt in diesem Prozess die führende Rolle. Zuerst wird die Hauptparole gewählt, mit der sie auf die Straße gehen will. Sie wird so gewählt, dass sie die Seele der Frauenbewegung zum Ausdruck bringt und zum aktuellen Prozess passt. Dafür kommt man in den Orten mit Fraueninstitutionen und -vereinen zusammen und führt ausführliche und tiefgründige Diskussionen. Sobald das Motto bestimmt ist, werden Infomaterial und Broschüren vorbereitet und die Frauen besucht. Tür für Tür, Haus für Haus, Straße für Straße, Stadtteil für Stadtteil und Dorf für Dorf werden die Frauen zum 8. März eingeladen. Jede Provinz und jeder Landkreis plant und veröffentlicht seine eigenen Aktivitäten und Veranstaltungen.“ Women Defend Rojava ruft auf, den 8. März zu einem „Widerstandstag für Freiheit“ zu machen. „Doch die Geschichte der Unterdrückung ist immer auch eine der Auflehnung und der Gegenwehr. Eine Geschichte derer, die die Hoffnung nicht verlieren, die entschlossen sind und den Kampf für befreite Gesellschaften nicht aufgeben.“

Der Internationalist Dirok Hevî betont in seiner Analyse zur Entwicklung des kurdischen Freiheitskampfes, dass „nur mithilfe des revolutionären Volkskrieges eine langlebige Alternative zur kapitalistischen Moderne geschaffen werden kann. Dies setzt – wie erwähnt – eine stark organisierte Gesellschaft voraus, die heute schon mit der Erschaffung ihrer Alternative eines freien, selbstverwalteten Lebens beginnt und diese unbedingt gegen alle Angriffe verteidigen wird. In diesem Sinne ist der revolutionäre Volkskrieg also der organisierte Kampf eines ganzen Volkes.“

Aus Rojava erreichte ein Brief über den Krieg und den versuchten Massenausbruch der Mitglieder des sogenannten Islamischen Staat (IS) aus dem Gefängnis in Hesekê sowie den den Widerstand dagegen die Redaktion des Kurdistan Report. Die Zeilen waren kurz nach den Luftangriffen in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar auf das Flüchtlingscamp Mexmûr, das ezidische Siedlungsgebiet Şengal und die Region Dêrik sowie den Artillerieangriffen auf den Kanton Şehba in Nordsyrien geschrieben. „Es ist schwer, in solchen Zeiten die richtigen Worte zu finden!“, beginnt der bewegende Brief in dem die Verfasserin weiter schreibt: „Es sind Zeiten, in denen es eigentlich nur des Handelns bedarf, um diesen faschistischen türkischen Staat zu stoppen, der mit aller Kraft und allen Möglichkeiten versucht, Daesh (IS) zum Erstarken zu bringen und ihn als Mittel sieht, hier alles in Unruhe und Aufruhr zu versetzen, um dann, wie in der letzten Nacht geschehen, die Angriffe auf alle wichtigen Gebiete wie Mexmûr, Şengal, Şehba und Dêrik (nahe der Grenze bei Semalka) mit Kampfjets und Killerdrohnen anzugreifen.“

Der Verein der Jurist:innen für die Freiheit, Ortsverband Istanbul, Gefängniskommission, beschreibt sehr ausführlich die Situation für die Gefangenen in den türkischen Gefängnissen, in denen weiterhin Folter und unsägliche Menschenrechtsverstöße den Alltag der Insassen bestimmen. „In türkischen Gefängnissen sind die Gefangenen seit langer Zeit systematischen Grundrechtsverletzungen ausgesetzt. Man versucht, vergessen zu lassen, dass es sich auch bei Inhaftierten um Menschen handelt, um Subjekte, die eine Vielzahl von Rechten haben. Die Gefangenen verteidigen trotz alledem weiterhin ihre Identität, indem sie alle möglichen juristischen Auseinandersetzungen führen und jeden Tag an die Existenz ihrer Grundrechte erinnern“, klagen sie in ihrem Bericht zum Umgang mit den Gefangenen in den türkischen Gefängnissen an.

Omedya Revan fragt „Was ist Newroz“ und geht auf die Entwicklung und die Bedeutung des Widerstands- und Freiheitsfestes ein. Für die Kurdinnen und Kurden beginne Newroz mit der Legende des Schmieds Kawa, der das Volk von dem Despoten Dehak 612 v.u.Z. mit seinem Schmiedehammer befreit habe. Mit einem großen Feuer habe er signalisiert, das Dehak getötet und der Unterdrückung ein Ende gesetzt worden sei. Zur aktuellen Bedeutung von Newroz für die kurdische Freiheitsbewegung erklärt Revan: „Eine Feier, die im März 1973 am Çubuk-Staudamm bei Ankara ihren Anfang nahm, wurde mit dem Feuer, das ­Mazlum Doğan mit drei Streichhölzern im Gefängnis von Amed legte, erhellt. Und später wurde Newroz zu den Rahşans, Zekîyes, Ronahîs und Berîvans. Laut Öcalan ist Newroz ein historischer Sieg. Daher wird es von allen Völkern des Nahen Ostens mehr als ein Fest der Freiheit begangen, um den Zusammenbruch von Herrschaft und Unterdrückung zu feiern, und weniger als eines, um lediglich den Frühling willkommen zu heißen.“

Diese und viele weitere Themen werden im aktuellen Kurdistan Report behandelt. Einige Artikel sind bereits auf der Internetseite des KR zu lesen. Wer jedoch die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift im Abonnement beziehen möchte, schickt eine E-Mail ([email protected]) mit eigener Anschrift an den Kurdistan Report. Ein Jahresabonnement kostet 15,– Euro plus Portokosten und umfasst sechs Ausgaben.