Freilassung inhaftierter Bauarbeiter gefordert

Die Solidaritätsplattform mit den Arbeitern des dritten Istanbuler Flughafens forderte heute erneut die umgehende Freilassung der Bauarbeiter, die wegen Protesten gegen katastrophale Arbeitsbedingungen inhaftiert wurden.

Die Solidaritätsplattform mit den Arbeitern des dritten Istanbuler Flughafens forderte heute erneut die umgehende Freilassung der Bauarbeiter, die nach Protesten gegen die katastrophalen Arbeitsbedingungen auf der Airport-Baustelle inhaftiert wurden. Mehr als tausend Arbeiter, die dort tätig sind, hatten am 14. September zu den Protesten aufgerufen, die unmittelbar nach dem Aufruf von türkischen Sicherheitskräften niedergeschlagen wurden. Mehr als 500 Arbeiter wurden festgenommen, fast 40 anschließend inhaftiert. Inzwischen sind einige der Betroffenen aus der Untersuchungshaft entlassen worden, allerdings befinden sich 29 Arbeiter noch immer im Gefängnis. Viele der Bauarbeiter sind in der regierungskritischen, linken Baugewerkschaft Dev-Yapı-İş organisiert, deren Vorsitzender Özgür Karabulut ebenfalls seit Anfang Oktober im Gefängnis sitzt. Der dritte Istanbuler Flughafen ist ein Prestigeprojekt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der Airport soll der größte der Welt werden. Baustart war 2015, die Eröffnung ist für Ende Oktober geplant. Seit Baubeginn sind nach offiziellen Angaben bereits 27 Arbeiter ums Leben gekommen, unzählige weitere wurden verletzt, viele von ihnen schwer.

Für heute hatte die Solidaritätsplattform zu einer Pressekonferenz geladen, um über die aktuelle Lage auf der Flughafenbaustelle und die Situation der Arbeiter zu berichten. Die Konferenz fand in den Räumlichkeiten der Union der Kammern türkischer Architekten und Ingenieure (TMMOB) in Istanbul statt, der Saal war zum Bersten gefüllt. Neben vielen Gewerkschaftsvertreter*innen waren auch die Familien der Bauarbeiter, der aus der Stadtverwaltung von Zeytinburnu entlassene Kenan Güngördü, die Familie des inhaftierten Gewerkschaftsvorsitzenden Karabulut und die beiden Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Ali Kenanoğlu und Züleyha Gülüm anwesend.

„Es handelt sich um eine Einschüchterungsoperation“

Einleitend erklärte Dilek Dindar, dass es sich bei den tödlichen Arbeitsunfällen im Grunde um Mord handele und diese Taten eine Schande für die Türkei seien. Anschließend ergriff Hakan Koçak, Mitglied der Solidaritätsakademie Kocaeli das Wort und trug im Namen der Solidaritätsplattform eine Erklärung vor. Koçak betonte, dass die Inhaftierungen auf  Basis konstruierter Beschuldigungen erfolgt seien und es sich dabei um eine Einschüchterungsoperation durch die Herrschaft des Kapitals handele.

„Die Ausbeutung wie auch der Kampf gehen weiter“

Anschließend folgte eine Rede von Dev-Yapı-İş-Generalsekretär Nihat Demir. Er betonte, dass sich die Arbeitsbedingungen auf der Flughafenbaustelle noch immer nicht gebessert haben. „Die inhaftierten Arbeiter wurden als Geiseln genommen. Die Ausbeutung der Arbeiter auf der Baustelle geht ebenso weiter wie ihr Kampf, den sie in allen Bereichen fortsetzen.“

Solidarität mit den Arbeitern

Beyza Üstün vom Ökologierat der HDP forderte alle auf, sich den wachsenden Protesten der Arbeiter anzuschließen, während Burcu Gül, Anwältin des inhaftierten Gewerkschaftsvorsitzenden Özgür Karabulut deutlich auf die Rechtsbrüche in der Repression gegen die Arbeiter und ihren Mandanten hinwies. Demnach sind sechs Arbeiter mitten in der Nacht aus dem Gefängnis entlassen worden, nur um zu verhindern, dass sie öffentlich empfangen werden.

„Die HDP wird die massive Repression durchbrechen“

Der Istanbuler HDP-Abgeordnete Ali Kenanoğlu berichtete von seinen Erfahrungen im Widerstand der Arbeiter am Flughafen. Er hatte vom ersten Tag an mit den Arbeitern protestiert und wurde zum Augenzeugen der Unterdrückung und Repression gegen die Arbeiter. Er hielt fest, dass die HDP mit der Arbeitskommission dazu arbeite und entschlossen sei, die massive Repression gegen die Arbeiter zu zerschlagen. Kenanoğlu kündigte zudem an, dass die HDP das Thema weiterhin ins Parlament tragen werde. Die Pressekonferenz endete mit Fragen und Vorschlägen.